„Ich hoffe, meine früheren sportlichen Aktivitäten als Ringer kommen mir zugute, wenn ich dem Finanzminister Mittel für der Sport abringen will, ohne ihn gleich komplett auf’s Kreuz zu legen“. Mit dieser Aussage sorgte der Weißenburger Landtagsabgeordnete Gerhard Wägemann für Heiterkeit im Bayerischen Landessportbeirat, zu dessen Vorsitzendem er kurz vorher gewählt worden war. So lustig diese Worte klangen, so hatten sie doch einen ernsten Hintergrund. Gerhard Wägemann war sich vom Tag seiner Wahl an ganz bewusst, dass er als Vorsitzender des Gremiums, das für den Sport in Bayern höchste Bedeutung hat, nur dann erfolgreich arbeiten kann, wenn es ihm gelingt, die Wünsche des Sportes nach einer adäquaten finanziellen Ausstattung wenigstens einigermaßen zu erfüllen.

Der Bayerische Landessportbeirat ist ein gesetzlich geregeltes Gremium mit insgesamt 28 Personen, die sich für die Interessen des Sports in unserer Gesellschaft einsetzen. Die Hälfte der Mitglieder sind Abgeordnete des Bayerischen Landtags aus allen dort vertretenen Fraktionen, die anderen 14 Mitglieder sind Vertreter der Sportverbände, der Sportwissenschaft, der Sportlehrervereinigung und der Sportpresse.

Ein sehr kompetentes Gremium also, das die Bayerische Staatsregierung, den Bayerischen Landtag und alle mit Sport befassten Stellen im Freistaat in grundsätzlichen Fragen intensiv beraten soll. Der Vorsitzende dieses für den Sport in Bayern so wichtigen Gremiums – ob es sich nun um Schulsport oder Vereinssport, um Breitensport oder Leistungssport handelt – hat demzufolge schon ein gewichtiges Wort mitzureden, wenn es um den Sport in Bayern geht.

Nachdem Gerhard Wägemann schon seit sehr langer Zeit Mitglied des TSV 1860 Weißenburg ist und vorher des TSV Weißenburg war, bot es sich natürlich an, mit ihm über sein umfangreiches Aufgabengebiet zu sprechen.

Drei Hauptaufgabenfelder sieht Gerhard Wägemann in seinem neuen Arbeitsbereich, den er zusätzlich zu seiner Tätigkeit im Landtag und in zwei bedeutsamen Ausschüssen übernommen hat. Zum einen ist es der Breiten- und Vereinssport, der unbedingt gefördert werden muss, zum zweiten ist es der Schulsport, der grundlegende Bedeutung hat und auf dessen Basis der Sport seine Fundamente aufbaut; zum dritten ist es natürlich der Hochleistungssport, der mit seinen Ergebnissen häufig im Mittelpunkt steht, aber doch nur das Ergebnis kontinuierlicher Basisarbeit darstellt.

Da er die Vereinsarbeit sehr genau kennt, ist er sich bewusst, dass diese großartige Leistung,

die auf ehrenamtlichem Einsatz beruht, höchste Beachtung und bestmögliche Förderung verdient. Während aus seiner Sicht die Vereinspauschale sich etabliert hat und den Vereinen durchaus neue Chancen eröffnet, ist es sicher notwendig, ein Augenmerk auf die Investitions- förderung zu haben. Die Baumaßnahme seines eigenen Vereins macht ihm deutlich, dass man dazu kommen muss, die Wartezeiten für Zuschüsse in überschaubarem Rahmen zu halten. Nachdem sich die Wartezeiten aufgrund der zur Verfügung gestellten Sondermittel im letzten Jahr erfreulicherweise halbiert haben, sollte es nicht wieder zu längeren Wartezeiten kommen, die dann zwischenfinanziert werden müssen und den Vereinen oftmals den eigentlichen Zuschuss schmälern. Hier sieht er – und das dürfte alle Vereine freuen – einen Schwerpunkt seiner Arbeit. Er würde in seiner neuen Funktion auch sofort intervenieren, wenn die aufgrund der rückläufigen Steuereinnahmen wahrscheinlich notwendige Haushaltssperre sich auch auf solche Investitionsmaßnahmen bezieht. Hier darf es auch in der finanziell schwierigen Situation kein Zurück geben, meint Wägemann, und deshalb ist er froh, dass aus der Finanzreserve der CSU-Landtagsfraktion ein erheblicher Brocken – zwei Millionen Euro – zusätzlich für die Investionen der Vereine zur Verfügung gestellt werden konnten.

Auch der Schulsport ist ein sehr wesentliches Thema, denn hier werden die Grundlagen für die gesundheitliche Entwicklung der Kinder und für Zukunft der Vereine gelegt. Er räumt ein, dass hier einst aus finanziellen Gründen Fehler gemacht wurden, zeigt aber auch auf, dass es zwar langsam aber doch kontinuierlich aufwärts geht. Die Verwirklichung der dritten Sportstunde rückt immer näher – und hierfür will er auch mit aller Kraft kämpfen.

Um für den Sport etwas zu bewegen, will er seinen Einfluss als Landtagsabgeordneter nutzen.

Dies soll durchaus unabhängig von Partei und Fraktion geschehen, weshalb er auch das Angebot, als sportpolitischer Sprecher seiner Fraktion aufzutreten, abgelehnt hat.

Die Hilfe für den Sport muss überparteilich erfolgen, denn schließlich betreut der Sport alle Schichten der Bevölkerung und bietet ihnen über die Vereine die Möglichkeit, ihrem Hobby gemeinsam mit anderen möglichst kostengünstig nachzugehen. Diese gesellschaftspolitische Aufgabe des Sportes macht aber auch deutlich, dass Hochleistungssport nur eine nachrangige Bedeutung hat, auch wenn olympische Medaillen natürlich sehr schön glänzen. Das Angebot für die Fitness und Gesunderhaltung der Bevölkerung ist in jedem Fall wichtiger als das Erringen von Medaillen einzelner Athleten, obwohl dies durchaus ebenfalls von Bedeutung ist.

Wir freuen uns, dass der neue Vorsitzende des Landessportbeirates Mitglied in unserem Verein ist – und wir gratulieren ihm ganz herzlich zu dieser ehrenvollen Berufung. Sicherlich wird er sein bedeutendes Amt vereinsneutral ausführen, aber wenn man Tipps aus erster Hand auf dem kurzen Weg bekommt, kann dies durchaus hilfreich sein. Wir wünschen ihm alles erdenklich Gute zur Bewältigung dieser nicht leichten Aufgabe und drücken die Daumen, dass er zum Wohl des Sportes auf Vereinsebene etwas bewirken kann.

Danke für den Einsatz, herzliche Grüße und beste Wünsche

Claus Wagner, 1. Vorsitzender TSV 1860 Weißenburg