Nach 56 Minuten schien alles gelaufen. Der TSV 1860 Weißenburg führte im Jura-Klassiker gegen die TSG 08 Roth souverän mit 3:0 und hatte einen klaren Sieg vor Augen. Dann wurde es aber noch einmal spannend. Erst das 3:1, dann das 3:2. Die Anschlusstore sorgten für eine hitzige Schlussviertelstunde und auch für den entsprechenden Derbycharakter. Letztlich brachten die Gastgeber den Vorsprung aber über die Zeit, feierten wie schon im Hinspiel (1:0) einen Sieg gegen Roth und bleiben in der Verfolgergruppe. Weißenburgs Coach Markus Vierke war erleichtert, dass am Ende einer „kräftezehrenden“ englischen Woche der elfte Saisonsieg stand. Der Erfolg war aus Sicht des TSV-Trainers auf alle Fälle verdient, auch wenn es zum Schluss hin durch zwei Standardtore des Gegners noch einmal eng wurde. „Normalerweise musst du ein 3:0 lo­cker heimfahren, in den letzten 20 Minuten war es aber noch mal ein Gezittere.“ Sein Rother Kollege Taner Koc – vor wenigen Tagen mit vielen Eindrücken von einem sozialen Fußballprojekt in den Armenvierteln São Paulos zurückgekehrt – beklagte die verschlafene erste Hälfte, sah sich dann aber durch den Aufschwung der zweiten Halbzeit bestätigt: „Das Kollektiv bei uns funktioniert.“ Aufgrund der Schlussphase sei der Sieg für Weißenburg „etwas glücklich“ gewesen. In der ersten Hälfte gab ganz klar der TSV 1860 den Ton an. Die Hausherren standen defensiv hervorragend, ließen keine Chancen zu und sorgten vorne vor allem über den starken Benjamin Weichselbaum für Gefahr. Der Nennslinger scheiterte zunächst mit einem Freistoß, flankte dann auf Michael Böhm, dessen Volleyabnahme geblockt wurde. In der 25. Minute fiel nach einem herrlichen Spielzug das 1:0: Weichselbaum ging auf der linken Seite steil, seine scharfe Hereingabe setzte Andre Hofer in die Maschen. In der 36. Minute legten die Weißenburger, bei denen Mario Swierkot aus beruflichen Gründen fehlte, dank Ro­ther Mithilfe nach: Jonas Ochsenkiel zog eine Ecke auf den kurzen Pfosten; dort irritierten sich mehrere TSGler offenbar selbst und Torhüter Philipp Kellner bugsierte den Ball zum 2:0 ins eigene Tor. Kurz vor der Pause zischte ein weiterer Freistoß-Knaller von Weichselbaum haarscharf über das linke Tordreieck. Mit dem hochverdienten 2:0 für einen in allen Belangen besseren TSV ging es in die Kabinen.


Die Gäste wechselten zweimal aus – unter anderem kam der regionalliga­erfahrene Hugo Lopes –, doch vorerst blieb alles beim Alten, denn die Weißenburger erhöhten in der 56. Minute auf 3:0: Wieder war es Weichselbaum, der im Mittelfeld den Ball eroberte. Er bediente Hofer, der mit seinem zweiten Treffer für die Vorentscheidung sorgte.
Drei Minuten später folgte ein Lebenszeichen der Rother: Ein 28-Meter-Freistoß von Lopes landete zum 3:1 im rechten Torwinkel, der Ball schien für TSV-Keeper Johannes Uhl allerdings nicht ganz unhaltbar. Die Gäste witterten nun Morgenluft und kamen in der 72. Minute zum 3:2. Erneut war es ein Standard, diesmal köpfte Kapitän Andreas Sejans ein.
Allerdings war aus Weißenburger Sicht ein klares Foul an Tim Lotter vorausgegangen. Mit dem Anschluss war eine „heiße“ Schlussphase garantiert. Roth hatte durch Philipp Spießl und Patrick Trost noch gute Ausgleichsmöglichkeiten, die aber ebenso wenig einbrachten wie die Weißenburger Konter, die nicht konsequent ge­nug ausgespielt wurden.
Unter der Woche heißt es nun beim TSV 1860 durchschnaufen, ehe am kommenden Sonntag das nächste Derby ansteht – diesmal beim FV Dittenheim.

TSV 1860 Weißenburg: Uhl, Lehner, Leibhard, Weglöhner, Schwenke, Lotter, Eco (56. Blob), Böhm (68. Wnendt), Weichselbaum, Ochsenkiel, Hofer (82. Strobel).
TSG 08 Roth: Kellner, Hassan, Weidmann, Hamann, Trautner, Sejans, Trost, Ludwig, Zottmann (64. Spießl), Hartig (46. Camara), Cengiz (46. Lopes).
Schiedsrichter: Dimmerling (TSV Wilhermsdorf); Zuschauer: 150; Tore: 1:0 Andre Hofer (25. Minute), 2:0 Philipp Kellner (36. Eigentor), 3:0 Andre Hofer (56.), 3:1 Hugo Lopes (59.), 3:2 Andreas Sejans (72.).