Es war ein Match, das den Namen Spitzenspiel vollauf verdient hatte. Der TSV 1860 Weißenburg und der ASV Zirndorf lieferten sich im Sportpark Rezataue ein absolut sehenswertes Duell auf spielerisch hohem Niveau. Zur Pause führten die Gäste mit 1:0, dann wurden die Platzherren immer stärker, drehten die Partie und gingen als 3:1-Sieger vom Platz. „Ein attraktives Bezirksliga-Spiel“, befand auch Rainer Koch. Das Lob kam damit von höchster Stelle, denn Koch steht als Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) an der Spitze von 4500 Vereinen im Freistaat. Er wollte sich vor Ort ein Bild machen, wie es nach der Wiederaufnahme des Punktspielbetriebes unter Corona-Bedingungen läuft, hatte dafür Weißenburg ausgesucht und mischte sich unter die exakt registrierten 150 Zuschauer. Der Verbandschef blieb bis Spielende und nahm sich am Schluss sogar noch Zeit für ein kurzes Gespräch mit dem Schiedsrichtergespann. In der Bewertung der Partie dürften sich alle so ziemlich einig gewesen sein: es waren zwei etwas unterschiedliche, stets temporeiche Halbzeiten, die nach 90 Minuten den TSV 1860 als verdienten Sieger sahen, der mit dem Erfolg seine Tabellenführung behauptete.
Schon im ersten Durchgang hatten die Weißenburger optische Vorteile. „Wir waren aber nicht effektiv“, stellte Trainer Markus Vierke fest. Max Pfann und Nitaj Ferat ließen die besten TSV-Chancen liegen, Benjamin Weichselbaum traf zudem mit einem Freistoß den Pfosten. Zirndorf setzte vor allem auf Konter und wirkte in der Offensive zwingender. Die Folge: Torjäger Fabian Krapfenbauer vollendete einen schnellen Angriff in der 21. Minute zum 0:1. Der ASV blieb auch danach gefährlich, ließ aber weitere Möglichkeiten liegen.


Tore: Nitaj, Wnendt und Pfann
„Die erste Hälfte war von unserer Seite in Ordnung, wir haben verdient geführt“, sagte Zirndorfs Trainer Martin Hermann. Er musste dann aber nach dem Seitenwechsel feststellen, „dass wir zu passiv waren“. In der Tat konnten sich die Gäste nach der Pause keine klare Chance mehr erspielen. „Wir haben mehr Druck ausgeübt, gegen unser ständiges Anlaufen haben sich die Zirndorfer schwer getan“, analysierte Vierke. Die Folge: Weißenburg wendete das Blatt.
Das 1:1 in der 51. Minute war aus Sicht von Trainer Vierke „überragend herausgespielt“: Marco Jäger setzte sich auf der rechten Seite stark durch, flankte nach innen und Youngster Nitaj Ferat lenkte den Ball mit dem langen Bein in die Maschen – zweites Bezirksliga-Spiel, zweiter Treffer für den 18-Jährigen! Weißenburg machte weiter mächtig Dampf und in der 68. Minute folgte das 2:1, als Maik Wnendt einen Elfmeter mit seinem elften Saisontor sicher verwandelte. Der durchgebrochene Robin Renner war zuvor im Strafraum gefoult worden.
Mit dieser Führung ging es in die Schlussphase, in der Zirndorf zwar noch mal alles versuchte, doch gegen die bombensichere Weißenburger Defensive nicht mehr entscheidend durchkam. Mit dem 3:1 durch Max Pfann, der einen feinen Konter nach weitem Ball von Tim Lotter und Kopfball-Verlängerung von Jonas Ochsenkiel in der 89. Minute vollendete, war die Partie endgültig entschieden.
Der TSV 1860 knüpft mit dem zweiten „Dreier“ nach dem Re-Start an seine Erfolgsserie an. Zehn Spiele (acht Siege, zwei Remis) sind die Weißenburger nun bereits ungeschlagen. Die letzte Niederlage gab es fast auf den Tag genau vor einem Jahr am 29. September 2019 in Hilpoltstein (0:1). Kein Wunder also, dass Markus Vierke sein Team lobte: „Wir haben heute sehr, sehr gut gespielt – auch unsere jungen Leute“, sagte der Coach.
Er verwies auch auf die starke Bank. Von hier könnten die TSVler gleichwertig nachlegen. „Das ist eine sehr gute Basis für Erfolg“, findet Vierke, der unter anderem den erfolgreichsten Weißenburger Torschützen Jonas Ochsenkiel (zwölf Treffer) einwechseln konnte. Der Kapitän, der durch Tim Lotter vertreten wurde, feierte sein Comeback nach Verletzungspause. Alles in allem zeigt die Leistung der TSV-Sechziger, dass sie in der Corona-Zwangspause offenbar hervorragend gearbeitet haben. Sie haben zudem ihren Kader verbreitert, ihr Team nochmals verjüngt und sich nun gegen „eines der spielerisch besten Teams der Liga“ (so Markus Vierke über den ASV) im Topspiel behauptet.
Das Schlusswort soll aber Martin Hermann gehören: „Weißenburg hat eindeutig verdient gewonnen. Der TSV 1860 hat eine sehr gute Mannschaft, die ihren Weg weiter gehen wird“, lobte der Trainer des fairen Verlierers Zirndorf.

TSV 1860 Weißenburg: Uhl, Jäger, Meier, Lotter, Hofrichter, Eco, Wnendt (70. Leibhard), Nitaj (88. Böhm), Weichselbaum (62. Ochsenkiel), Renner (74. Tom Vierke), Pfann.
ASV Zirndorf: Wagner, Bach, Dieng, Westendarp (79. Kraus), Lange (79. Niedermeier), Riemel (42. Porsch), Robl, Schmitt, Vornehm, Faff, Krapfenbauer.
Schiedsrichter: Holger Hofmann (TSV Langenfeld); Zuschauer: 150.
Tore: 0:1 Fabian Krapfenbauer (21. Minute), 1:1 Ferat Nitaj (51.), 2:1 Maik Wnendt (68., Foulelfmeter), 3:1 Max Pfann (89.).