1.Herren SC04 LLAuftakt2021Schwabachs Trainer Jochen Strobel schwärmte von der „geilen Atmosphäre“ und freute sich einfach, dass es nach 280 Tagen Corona-Zwangspause endlich wieder ein Punktspiel gab. Und das gleich mit einem Derby in Weißenburg, wo der Aufsteiger TSV 1860 nach 28 Jahren sein Comeback in der Landesliga feierte und für einen tollen Rahmen sorgte. Herrliches Wetter, 425 Zuschauer, das lange Zeit vermisste Fußballflair – es passte eigentlich alles aus Weißenburger Sicht. Nur das Ergebnis nicht, denn die Gastgeber mussten sich dem letztjährigen Vizemeister der Landesliga Nordost mit 1:3 geschlagen geben. Mann des Spiels war Gästestürmer Timo Meixner, der seiner Truppe mit drei Toren und einem lupenreinen Hattrick den ersten Sieg in der Vorrundengruppe 2 der aufgeteilten Spielklasse bescherte. Klar, dass auch dieses Resultat zur guten Laune des „Nullvierer“-Trainers beitrug.
„Abgeklärter und erfahrener“
Sein Weißenburger Kollege Markus Vierke hingegen war im ersten Moment natürlich enttäuscht. Sicher war Schwabach der klare Favorit, dennoch hatte man beim TSV 1860 auf eine Überraschung zum Auftakt gehofft. „Ein Remis wäre natürlich ein Traum gewesen“, sagte Vierke, erkannte aber an, „dass der Gegner einfach abgeklärter und erfahrener ist als wir“. Aus dem Spiel heraus habe seine Mannschaft relativ wenig zugelassen und auch selbst einige Chancen kreiert. In der Verwertung war der SC 04 aber einfach kaltschnäuziger.
Vom Anpfiff weg spürte man im Dotlux-Fußballpark, wie die Rezataue seit Kurzem heißt, dass in der Landesliga sportlich ein anderes Niveau herrscht, wie man es aus
den vergangenen Bezirksliga-Jahren kennt. Das Jura-Derby bot viel Tempo und rassige Zweikämpfe, war in der ersten Hälfte relativ ausgeglichen und offen, blieb bis zur Halbzeit aber torlos. Chancen waren beiderseits da, sie wurden aber nicht konsequent genutzt oder zu Ende gespielt. Zudem reklamierte der TSV 1860 vergeblich auf Elfmeter, als Robin Renner im Strafraum zu Fall kam.
Nach dem Seitenwechsel wurde der Neuling kalt erwischt, als Schwabachs Timo Meixner gleich in der 48. Minute zum 1:0 einköpfte (Weißenburgs Philipp Meier hatte einen Einwurf ungewollt zu ihm verlängert). Wenig später gerieten die „Nullvierer“ nach einer Gelb-Roten Karte in Unterzahl, doch die numerische Überlegenheit des TSV 1860 währte nur kurz. Nach einem Foul von Daniel Hofrichter an Ukraine-Rückkehrer Anton Shynder zückte der Schiedsrichter im Gegenzug ebenfalls die Ampelkarte und gab zugleich Elfmeter: Meixner trat an und erhöhte auf 0:2 (56. Minute).
Das war bereits die Vorentscheidung, doch Meixner legte noch einen drauf: Als ihm ein abgefälschter Ball vor die Füße fiel, traf der 20-Jährige zum 0:3 (68.) und machte seinen lupenreinen Hattrick in 20 Minuten perfekt. Trotz des klaren Rückstands und der nicht mehr zu verhindernden Niederlage gaben die Weißenburger nicht auf, hatten noch ein paar gute Chancen und erhielten nach einem Foul an Benjamin Weichselbaum ebenfalls einen Elfer zugesprochen: der sehr agile Ferat Nitaj verwandelte sicher zum 1:3-Endstand.
„Weißenburg hat mit viel Herz und Leidenschaft gespielt und nie aufgegeben“, lobte SC-Coach Strobel, fand aber dennoch den Sieg seiner Mannschaft „auf jeden Fall verdient“. TSV-Trainer Vierke hat es ebenfalls gefallen, dass es sein Team bis zum Schluss versucht hat, obwohl das Spiel nach dem 0:3 schon gelaufen war. Und speziell in der ersten Hälfte habe es seine Mannschaft „sehr ordentlich“ gemacht, was für die kommenden Wochen hoffen lässt. So auch am kommenden Sonntag für das Match beim BSC Woffenbach.
Auch neben dem Platz war die TSV-Fußballabteilung voll gefordert. Zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer waren im Einsatz (zum Beispiel für die Datenerfassung oder das Aufstellen von Bänken wegen der Hygienevorschriften). Zudem gab es vor dem Spiel und in der Pause Interviews, die Moderator Alex Höhn mit TSV-Legende Franz Wokon und Oberbürgermeister Jürgen Schröppel führte. Wokon gehörte zum früheren Landesliga-Team, von dem etliche Spieler sowie Trainer Manfred Wilfling vor Ort waren (Bericht folgt). Schröppel zeigte sich erfreut, dass Amateursport wieder möglich ist, zollte dem TSV 1860 seinen Respekt für den Aufstieg („Die langjährige Jugendarbeit macht sich bezahlt“) und lobte das gesamte ehrenamtliche Engagement der Verantwortlichen und Helfer der Fußballsparte. Der OB: „Ein großartiges Team beim TSV!“
Emotionales Gedenken
Trotz der Freude über die Landesliga-Rückkehr und des hervorragenden Rahmens für das Auftaktspiel sorgte ein trauriger Anlass für den emotionalsten Moment des Abends: Kurz vor dem Anpfiff gab es eine Gedenkminute für die Opfer der Hochwasserkatastrophe sowie für die verstorbenen Vereinsmitglieder und langjährigen Aktivposten Thomas Schneider und Karl Papp. „Zwei Säulen des Vereins“, wie Alex Höhn betonte. Gerade Tommy Schneider gilt als Spieler und Trainer als Legende beim TSV. Viele der Akteure, die auf dem Platz standen und allesamt Trauerflor trugen, waren schon unter seinen Fittichen. Auch für ihn wäre das Landesliga-Comeback ein ganz besonderer Abend gewesen. UWE MÜHLING
TSV 1860 Weißenburg: Uhl, Jäger, Meier (81. Philipp Schwarz), Leibhard, Hofrichter, Wnendt (60. Pfann), Nitaj, Walter (81. Eco), Tom Vierke (77. Weichselbaum), Renner (77. Böhm), Ochsenkiel.
SC 04 Schwabach: Brunnhübner, Zillmann, Ruder (53. Graf), Mohrbach, Weiß (75. Hennemann), Nisslein, Söder, Schneider, Alder (62. Spieß), Shynder, Meixner (75. Ortner).
Schiedsrichter: Krettek (Neuburg); Zuschauer: 425; Tore: 0:1, 0:2, 0:3 Timo Meixner (48., 56. Elfmeter, 68.); 1:3 Ferat Nitaj (82., Elfmeter).
Gelb-Rote Karten: Jakob Söder (SC 04, 54. Minute) und Daniel Hofrichter (TSV 1860, 55. Minute), jeweils wegen wiederholten Foulspiels.