Sportlich könnte es für die U23 des TSV 1860 Weißenburg kaum besser laufen. Die Landesliga-Reserve mischt voll in der Spitzengruppe der Fußball Kreisliga Neumarkt/Jura West mit. Vom Abstiegskandidaten der Corona-Saison nach ganz oben! Und an der Seitenlinie steht ein frischgebackener A-Lizenzinhaber. Trainer Philipp Ersfeld hat die Prüfung zur zweithöchsten Fußballtrainer-Lizenz erfolgreich abgelegt. Der 28-jährige Weißenburger darf künftig auf dem „UEFA A-Level“ trainieren.
Was bedeutet diese A-Lizenz? Das Lizenzsystem des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist vierstufig aufgebaut. Auf der untersten Ebene befindet sich die C-Lizenz (bis Oberliga), danach kommt die B-Lizenz, mit der man auch die Junioren-Regionalliga trainieren darf und als DFB-Stützpunkttrainer, Honorartrainer (Junioren) der Landesverbände oder in den Leistungszentren der Lizenzverbände arbeiten kann.
Der A-Trainer, also auch Ersfeld, darf alle Amateur-, Junioren- und Frauenteams betreuen und als Honorartrainer der Landesverbände sowie als C-Lizenz-Ausbilder arbeiten. Die höchste Lizenz ist der sogenannte Fußball-Lehrer, der hauptamtlich beim DFB arbeitet, bei den Lizenz-Teams, als Leiter eines Leistungszentrums oder bei den Verbänden.
Die A-Lizenz gibt es nach 100 Lerneinheiten zuzüglich der 20 Prüfungseinheiten. Für Ersfeld ging es im September 2020 mit Online-Aufgabenblöcken los. Seine Ausbilder waren Ex-Fußballprofi Markus Reiter (unter anderem MSV Duisburg) und Ralf Peter, eine DFB-Legende, dessen Bücher quasi als Pflichtlektüre unter Fußballtrainern gelten. In den Aufgabenblöcken ging es zunächst um Spielverständnis, Methodik und Spielphasen, aber auch um die Leitlinien des DFB.
Im Oktober 2020 musste sich Ersfeld in der Sportschule Kaiserau bei Lehrproben am Platz zu verschiedenen taktischen Themen beweisen, unter anderem Spielvorbereitung, Halbzeitansprache und Pressekonferenz. Im November ging es online weiter, auch mit Dialogen mit anderen Trainern wie zum Beispiel Guerino Capretti vom SC Verl.
Die Prüfung sollte eigentlich direkt im November 2020 stattfinden, wurde aber wegen der Corona-Pandemie auf September 2021 verschoben. Vorher bekam jeder ein Thema für seine Praxiseinheit zugelost, bei Ersfeld ging es um das Angriffs-spiel gegen das Mittelfeld-Pressing.
In der Sportschule Hennef hatte Ersfeld ein volles Programm: Klausur am Montag, Praxiseinheit am Dienstag mit Videoanalyse. „Die Lehrproben wurden mit den anderen Trainern gemacht, deshalb habe ich in drei Tagen an 25 Lehrproben á 15 Minuten teilgenommen“, erzählt der Weißenburger, der neben seinem Engagement beim TSV 1860 auch weiter bei seinem Heimatverein FC Berolzheim-Meinheim im Vorstand und als Spieler aktiv ist. Seine Urkunde erhielt er direkt vor Ort, die Note erst später per Post.
„Meine Highlights waren das Lehrgangsspiel in der ersten Präsenzwoche in den Trikots der Nationalmannschaft und die Gespräche mit Trainern aus Nachwuchsleistungszentren, Profimannschaften und Ex-Profis“, berichtet Philipp Ersfeld, der unter anderem die bekannte deutsche Ex-Nationalspielerin Annike Krahn (137 Länderspiele) und Simon Rolfes (Bayer 04 Leverkusen) kennenlernte.