Der Schaukasten des TSV 1860 Weißenburg ist in den vergangenen Tagen zu einer Art Erinnerungsaltar geworden. Dort, wo sonst Informationen und Ankündigungen kommender Spiele ausgehängt sind, finden sich nun im Sportpark Rezataue viele, teils sehr emotionale Fotos eines außergewöhnlichen Spielers und Trainers. Vor dem Schaukasten stehen Dutzende von Kerzen – mittlerweile musste ein zweiter Tisch dafür bereitgestellt werden. Trauer, Bestürzung, ja geradezu einen Schockzustand hat der frühe und überraschende Tod von Thomas Schneider ausgelöst – auch weit über den TSV hinaus. Mit nur 49 Jahren ist er auf tragische Weise aus dem Leben geschieden und hinterlässt sowohl in seiner Familie als auch bei den Fußballern des TSV 1860 sowie im gesamten Verein eine riesige Lücke. Als „Mr. TSV 1860 Fußball“ bezeichnen die Spartenleiter Roland Mayer und Jonas Herter ihren Freund und langjährigen Weggefährten Thomas Schneider. Und auch als „echte Legende und ein richtiges Idol“.
Den TSV-1860-Fußball geprägt
In der Tat hat Thomas Schneider, den alle liebevoll „Tommy“ oder auch bei seinem Spitznamen „Doc“ riefen, den Fußball beim früheren TSV und beim heutigen TSV 1860 in den vergangenen Jahrzehnten geprägt wie kaum ein anderer. Er war ein Gesicht des Vereins und seiner erfolgreichen Fußballabteilung. Als aktiver Spieler war er einer der besten Fußballer, die es in Weißenburg und Umgebung je gab. Davon zeugen auch viele Erfolge. Unter anderem stieg er mit der A-Jugend seines Heimatvereins in die Bayernliga auf, spielte dann bei den Herren viele Jahre Landesliga und Bezirksoberliga. Kurzzeitig verschlug es ihn einmal zur DJK Schwabach, wo er ebenfalls in der Landesliga auflief, sowie später noch zur TSG Ellingen. Ansonsten war er stets in Weißenburg aktiv und hat für die TSV-Herren-Teams weit über 1000 Partien als Spieler absolviert. Selbst als Mittvierziger hat er noch öfters ausgeholfen. Er spielte zudem gern Tennis und Tischtennis. Vor allem aber liebte Tommy Schneider den Fußball, und so war es fast logisch, dass er Trainer wurde. Es gibt derzeit in der großen Fußballabteilung des TSV 1860 wohl kaum einen, den Schneider nicht irgendwann trainiert hat. Von der U7 bis zur ersten Herrenmannschaft hat er quer durch alle Altersklassen viele Jahrgänge und Mannschaften gecoacht – teilweise sogar mehrere Teams gleichzeitig. Über Jahre hinweg war er fast permanent in Sachen Fußball unterwegs, sprang immer ein, wenn er gebraucht wurde.


Stets positiv
Das Sportliche war für Schneider wichtig, ihm ging es aber genauso um Werte wie Vereinstreue, Hilfsbereitschaft, Fairness und Sportsgeist, um ein etwas veraltetes, aber sehr treffendes Wort zu verwenden. Thomas Schneider hatte ein stets freundliches und positives Auftreten, was ihn auch in seinem Beruf als Postbote auszeichnete. Bei ihm gab es praktisch nie ein böses Wort zu seinen Spielern. Er motivierte seine Jungs lieber, als dass er sie runtermachte.
Auch als Trainer feierte er viele Erfolge. Man denke nur an die Hallen-Bezirksmeisterschaft und den Wiederaufstieg der ersten Herrenmannschaft (beides 2014) in die Bezirksliga. Hinzu kamen zahlreiche Titel und Aufstiege im Jugendbereich. Zuletzt schaffte er mit der U17 und „seinem“ Jahrgang 2002, dem auch sein Sohn angehört, den Sprung in die Bayernliga (2019). Trotz aller Erfolge blieb Schneider eher bescheiden im Hintergrund und stellte lieber seine Teams in den Mittelpunkt.
Neben seiner Frau und seinen beiden erwachsenen Kindern hinterlässt Thomas Schneider auch einen Verein in tiefster Trauer. Beim TSV 1860 wird man ihn schmerzlich vermissen. Obendrein hat der gesamte heimische Fußball und Sport einen beliebten und besonderen Spieler, Trainer und Menschen verloren, der auch bei vielen Nachbarvereinen hohes Ansehen und Wertschätzung genoss.
Falls es im Himmel ein Fußballteam gibt, wird Tommy Schneider auf jeden Fall einen Stammplatz haben. Als Spieler sowieso. Vielleicht wird er auch Trainer. Man weiß es nicht – aber wahrscheinlich macht er gleich beides. UWE MÜHLING
Kondolenzlisten für Thomas Schneider gibt es ab heute sowohl online über die Homepage des Vereins (www.tsv1860weissenburg.de) sowie vor Ort am Sportheim in der Rezataue. Wer möchte, kann sich gerne eintragen.