Die dritte Niederlage am Stück kassiert, den eigenen A-Platz malträtiert – das letzte Heimspiel des Jahres in der Landesliga Nordost hatte für den TSV 1860 Weißenburg bei der 1:4 (0:2)-Niederlage gegen Kellerkind SV Unterreichenbach wenig erbauliches. „Maßlos enttäuscht“, gab sich Trainer Sebastian Schulik nach dem Schlusspfiff. Was an diesem Samstag im Dotlux-Fußballpark deutlich wurde: die Weißenburger Akkus sind ziemlich leer.
Ein Stück weit sinnbildlich für die Lage beim TSV 1860 war schon der Blick an die Seitenlinie. Auf der Auswechselbank nahm nur ganz wenig Landesliga-Erfahrung Platz, in der Coaching Zone dirigierte ein Mario Swierkot, der zwar seinen orthopädischen „Monster“-Schuh nach schwerer Beinverletzung wieder los ist, von einem Comeback im Spielbetrieb aber noch relativ weit entfernt ist. Neben dem 35-Jährigen stand sein gleichberechtigter Trainerkollege Sebastian Schulik – wenn der allerdings mal nicht stand, sondern sich fortbewegte, zog er wegen seiner Oberschenkelverletzung das Bein hinterher wie lädierte Hilfssheriffs in den alten John-Wayne-Western.
Swierkot, Schulik, Yannis Herger, Elvis Ljiko – die lange Weißenburger Verletztenliste ließe sich fortsetzen, ist aber ja bekannt. Sie muss aber erwähnt werden, wenn man versucht, die drei Niederlagen des TSV 1860 am Stück zu erklären. Vor allem in der Offensive fehlt es dem Team an der nötigen Power.
Und dann kam im Jura-Duell gegen personell ebenfalls am Krückstock daher kommende Unterreichenbacher noch etwas anderes hinzu. „Wir wussten, was mit Unterreichenbach auf uns zukommt“, sagte Mario Swierkot; nämlich ein Team, welches in der derzeitigen Verfassung vor allem über das Engagement kommt – „und wir haben die Zweikämpfe nicht angenommen“, haderte Siwerkot. „Es hat an allen Ecken und Enden gefehlt“, ergänzte Sebastian Schulik.
So gerieten die Hausherren nach einer Viertelstunde ins Hintertreffen, als zunächst SVU-Kapitän Lukas Frauenknecht noch am Pfosten scheiterte, der Ball von den Gastgebern aber nicht geklärt werden konnte und wenig später doch im Tor lag, Joshua Kurz war der Torschütze. Nur zwei Minuten später zeigten sich einmal die Hausherren, Jonas Ochsenkiel zog aus elf Metern ab, doch Unterreichenbachs Schlussmann Moritz Weis war zur Stelle. Ebenso wie nach einer halben Stunde, als er einen Koszorus-Schuss drüber lenkte. In der 38. Minute ließ dann Frauenknecht Jörn Hohe zu einfach aussteigen und zog aus 18 Metern humorlos zum 2:0 ab. Damit war aber nicht Schluss, Simon Schallmayer traf für den Gast nach toller Vorarbeit von Frauenknecht die Latte (40.), Ochsenkiel scheiterte im Gegenzug an Moritz Weis. Auch bei einem Freistoß-Aufsetzer von Alexander Morgenroth fünf Minuten nach Wiederanpfiff klärte Weis, während sein Gegenüber Maximilian Laub drei Minuten später gegen den frei vor ihm stehenden Frauenknecht machtlos war. Das Unterreichenbacher Lager mit den vielen mitgereisten Fans jubelte und hatte den zweiten Sieg gegen Weißenburg in dieser Saison vor Augen (schon das Hinspiel gewann der SV mit 2:1), da verkürzte Renner auf Ochsenkiel-Vorarbeit zum 1:3 (71.). Und man durfte gespannt sein, ob da doch noch was gehen würde für die Heimelf.
Das Bemühen konnte man Ochsenkiel und Co. dann auch in dieser Phase nicht absprechen, nur es fehlte – wie bereits erwähnt – auch hier offensichtlich die Kraft, um die Unterreichenbacher noch einmal aus der Bahn zu werfen. Schallmayer beseitigte für die Elf von Trainer Matthias Rascher alle Zweifel am verdienten Auswärtssieg der Schwabacher Vorstädter. „Uns fehlen die personellen Möglichkeiten, aber das sind keine Ausreden, so geht es anderen auch“, sagte also Sebastian Schulik, „wir haben einfach dieses Kampfspiel nicht angenommen. Aber in solchen Situationen, wenn du mit dem Rücken zur Wand stehst, dann zeigt sich, wie gut eine Mannschaft ist.“
Ob der TSV 1860 Weißenburg das in diesem Jahr noch einmal zeigen kann, ist die Frage. An diesem Dienstag steht ja noch das Nachholspiel gegen Baiersdorf im Terminkalender, am kommenden Samstag dann der letzte reguläre Spieltag des Jahres mit dem Gastspiel in Forchheim.
„Wir haben schon gezeigt, dass wir es anders können, wir kommen da wieder raus“, gab sich Mario Swierkot am Samstag kämpferisch. Mit aufgeladenen Akkus wäre es freilich leichter...
TSV 1860 Weißenburg: Laub, Jäger, Meier, Leibhard, Schneider, Renner, Hässler (69. Lehner), Ochsenkiel, Koszorus, Morgenroth (67. Schmied), Hohe.
SV Unterreichenbach: Weis, Lukas Frauenknecht, Klarner, Jeltsch (89. Schlund), Schallmayer, Bömoser (85. Zuch), Ludwig, Brechtelsbauer (72. Rötz), Malek, Götz, Kurz (89. Hechtel).
Schiedsrichter: Peter Flach (SF Sailauf); Tore: 0:1 Kurz (15.), 0:2, 0:3 Lukas Frauenknecht (38., 53.), 1:3 Renner (71.), 1:4 Schallmayer (81.); Zuschauer: 106.