Der Mann des Tages beim Weißenburger Altstadtlauf war ein Pleinfelder: Kai Reißinger gewann zunächst das Hauptrennen über 10 000 Meter und baute damit seine Führung im Läufer-Cup aus. Wenige Stunden später siegte er dann auch noch mit seinen Teamkollegen Norbert Wurzer und Lothar Lehner von der Mannschaft ohne Namen (M.O.N.) beim traditionellen Staffelrennen. Wie im Prinzip alle anderen rund 500 Teilnehmer (neuer Rekord!) schwärmte der Sieger von der Veranstaltung. „Eine hervorragende Sache“, lobte Reißinger das Organisationsteam um Christian Weber, den Leichtathletik-Spartenleiter des ausrichtenden TSV 1860 Weißenburg.

Monika Dinkelmeyer, langjährige Erfolgsläuferin aus Weißenburg, war ebenfalls restlos begeistert: „Eine solch perfekte Absicherung und Streckenführung habe ich bei einem Stadtlauf noch nie erlebt“, sagte sie. Die Läufer konnten sich voll aufs Rennen konzentrieren, die Autofahrer mussten aufgrund der Sperrungen freilich den einen oder anderen Umweg in Kauf nehmen. Die Stadt und der TSV 1860 hoffen hierfür jedoch auf Verständnis. Während Moni Dinkelmeyer kurzfristig auf den Start im Einzelrennen des Läufer-Cups verzichtete und nur bei der Staffel im Einsatz war, machte in der Frauenkonkurrenz über 10 000 Meter erneut Annika Ehrhardt von der TSG Roth das Rennen. Sie baute damit ebenso ihre Führung an der Spitze der Cup-Wertung aus wie Reißinger bei den Männern.

Straßner kam von der Baustelle

Der Pleinfelder setzte sich in der Schlussphase des Rennens von seinen Konkurrenten ab und gewann in einer Zeit von 34:26 Minuten auf der ­amtlich vermessenen 10 000-Meter-Strecke (fünf Runden um die Altstadt) vor dem starken Thomas Link von Arriba Göppersdorf (34:35), Fernando Lozano von der LG Landkreis Roth/Wendelstein (34:45), Michael Batz aus Solnhofen (TSG Roth, 35:04), Karl Durst (DJK Pleinfeld, 35:44) und Erwin Zachmann von der Seemannsmühle (TSG Roth, 35:48). Sechster wurde der Weißenburger Vorjahressieger und Läufer-Cup-Gewinner der Jahre 2008 und 2009, Andreas Straßner (ESV Treuchtlingen). Er muss zurzeit wegen einer privaten Baumaßnahme sportlich kürzer treten. Das Rennen in Weißenburg bestritt er im Prinzip von der Baustelle weg. Bei den Frauen war es von Anfang an ein Zweikampf um den Tagessieg: Annika Ehrhardt, die derzeit im Läufer-Cup führt und Christine Ramsauer (DJK Allersberg), die in den vergangenen beiden Jahren die Gesamtwertung gewonnen hat, belauerten sich gegenseitig, am Ende hatte jedoch die deutlich Jüngere der beiden Topläuferinnen die Nase vorn: Ehrhardt gewann in 39:03 Minuten vor Ramsauer (39:09). Dritte wurde Brigitte Rupp von der TSG Roth (40:16) vor Andrea Lutz von der Eintracht Kattenhochstatt (40:21) und der Weißenburger Lokalmatadorin Simone Promm (TSG Roth, 42:33). Beim Hauptlauf, der als achte Station zum Läufercup zählte (gestern ging es bereits in Katzwang weiter), kamen 54 Männer und zwölf Frauen ins Ziel. Das Rennen wurde zugleich als erste Kreismeisterschaft im Leichtathletikgebiet Roth-Weißenburg gewertet, wobei sich selbstredend die beiden Tagessieger Kai Reißinger und Annika Ehrhardt die Titel holten.

Boom bei Nachwuchsrennen

Während die Teilnehmerzahlen beim Hauptrennen doch etwas zu wünschen übrig ließen, gab es im Nachwuchsbereich einen regelrechten Starter-Boom. 140 Schüler/innen der Altersklassen A bis D (Jahrgänge 1995 bis 2002) gingen vergangenen Samstagfrüh in der Luitpoldstraße als ers­tes auf die Strecke. Das Gros der Teilnehmer stellte dabei die Grundschule Weißenburg, die sich damit auch den erstmals ausgeschriebenen Schulen-Cup und einen Einkaufsgutschein im Wert von 150 Euro sicherte. Für die Grundschule gab es ebenso wie für den TSV 1860 und den Geh-Punkt einige Spitzenplätze beim Schülerrennen. Auch beim Jugend- und Hobbylauf schnitten die heimischen Nachwuchsläufer/-innen sehr gut ab (siehe auch Ergebnisübersicht).

Bei der Meistbeteiligung der Kleins­ten teilten sich der Kindergarten am Hof in Weißenburg und der Kindergarten in Ellingen den Sonderpreis mit jeweils 35 Startern. Bei den Bambinis war im Hinblick auf die Zuschauer am meisten los. Hier gab es beim Rennen durch Luitpoldstraße und Obertorstraße (500 Meter) keine Zeitnahme. Dabeisein und der Spaß am Laufen sollten im Vordergrund stehen, wozu auch Oberbürgermeister Jürgen Schröppel mit seiner spontanen Teilnahme sorgte. Er gehörte ebenso zu den Ehrengästen wie der Landtagsabgeordnete Gerhard Wägemann, BLSV-Kreisvorsitzende Brigitte Brand sowie Vertreter der Sponsoren – allen voran die Sparkasse Weißenburg und das Autohaus Bierschneider. Den Sponsoren galt ebenso der Dank der Hauptorganisatoren Christian Weber und Dieter Wirth wie den rund 60 freiwilligen Helfern aus der Leichtathletikabteilung, Polizei, Feuerwehr, Bauhof und BRK für Streckenabsicherung und Sanitätsdienst sowie Moderator Alex Höhn, der wie gewohnt spaßig-informativ durch die Rennen und die Siegerehrungen führte.

Alles in allem war der 20. Altstadt- lauf im Jahr des 150-jährigen Bestehens des TSV 1860 ein voller Erfolg. Einziger Wermutstropfen war die Tatsache, dass Helmut Dinkelmeyer aus gesundheitlichen Gründen erstmals nicht dabei sein konnte. Der Initiator des Wettbewerbes und langjährige Leichtathletik-Spartenleiter des TSV 1860 war nach seinem Bandscheibenvorfall nur ganz kurz unter den Zuschauern. Nächstes Jahr bei der 21. Auflage will er jedoch wieder mitmischen (ein gesonderter Bericht über den Staffelwettbewerb folgt morgen).

Der Weißenburger Altstadtlauf ist in den vergangenen beiden Jahren auf neue Beine gestellt worden, lockt durch den Läufer-Cup zahlreiche Spitzenathleten und obendrein durch die Nachwuchswettbewerbe viele Kinder an (wir berichteten). Trotz der vielen Neuerungen, die die Veranstaltung zweifelsohne belebt haben, ist der traditionelle Staffellauf geblieben.

Bei der 20. Auflage dieses Wettbewerbes gingen zum Abschluss eines langen Lauftages insgesamt 45 Dreier-Staffeln – weniger als im Vorjahr) auf den neuen, zwei Kilometer langen Rundkurs um die Altstadt. Die Schüler mussten die Strecke einmal durchlaufen (also 2 000 Meter), die Jugendlichen und Erwachsenen je zweimal (also 4 000 Meter pro Staffelmitglied).

Gesamtsieger und damit Gewinner des Wanderpokals des Weißenburger Oberbürgermeisters wurde die Herren-Staffel der Mannschaft ohne Namen (M.O.N.), die in der Setzung Norbert Wurzer, Lothar Lehner und Kai Reißinger den Vorjahressieger TSG Roth (diesmal mit David Ruppert, Erwin Zachmann und Klaus Sörgel) entthronte. M.O.N. gewann mit einer Zeit von 41:37 Minuten, das Rother Trio mit Läufern aus dem hiesigen Landkreis benötigte 42:19 Minuten. Dritter wurde Arriba Göppersdorf vor dem ESV Treuchtlingen. Bei den Frauen gab es im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls ein neue Siegerteam: Die TSG Roth mit den beiden Weißenburgerinnen Simone Promm und Monika Dinkelmeyer sowie mit Andrea Dorr lag vor dem letztjährigen Gewinner Geh-Punkt Weißenburg (am Samstag mit Simone Hüttl, Julia Köbler und Stephanie Hirschmann). 48:56 bzw. 49:35 Minuten lauteten die Endzeiten.

Bei der Jugend lagen der ESV Treuchtlingen (Jungs) und Arriba Göppersdorf (Mädchen) vorn. Bei den Schülern machten die Buben von Arriba vor zwei Staffeln der Eintracht Kattenhochstatt das Rennen, während die Kategorie Schülerinnen »The Girls» von der Grundschule Weißenburg vor der Eintracht und dem Weißenburger Gymnasium als Siegerinnen sah.

»Wir schlupfen jeden»

In allen Wertungsklassen wurde auf der Altstadtschleife und speziell natürlich auf der Zielgeraden in der Luitpoldstraße kräftig gefightet und Gas gegeben. Das galt auch für die Familienwertung. Die Kerczynskis von der Arriba (Vater Paul und die Söhne Michael und Peter) verteidigten ihren ersten Platz gegenüber den Wechslers sowie den Schlupfs (alle vom Geh-Punkt). Diese beiden Trios hatten allerdings jeweils eine Frau in ihren Reihen. Bei den Wechslers (»The Changers») lief Mutter Gisela mit den Söhnen Oliver und Stefan, bei den »Schlupfis» waren es die Brüder Bernd und Wolfgang sowie dessen Frau Melanie. Viel Spaß herrschte am Rande – spätestens als die Wechslers ihre T-Shirts mit der Aufschrift »Wir schlupfen jeden !!!» auspackten. Und wenn sie verloren hätten? »Dann hätten wir die T-Shirts einfach den Schlupfis geschenkt», sagten die glänzend aufgelegten Wechslers.

Alles in allem trug der Staffelwettbewerb bei seiner 20. Auflage maßgeblich zum Breitensportcharakter der Veranstaltung bei. Die Läuferschar präsentierte sich hier vielfach als große Familie und sorgte für einiges an Leben in der Innenstadt. Dazu trug freilich der gesamte Altstadtlauf 2010 mit vielen Info- und Verkaufsständen bei. Das Organisations- und Helferteam des TSV 1860 um Leichtathletik-Spartenleiter Christian Weber hatte im Vorfeld sowie am Renntag ganze Arbeit geleistet, nochmals am Konzept gefeilt und erhielt zurecht viel Lob.