Das Turnerheim und das Vereinsgelände des TSV 1860 am Lehenwiesenweg war im Jahr 2008 sehr häufig im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Schon im Wahlkampf machte die SPD deutlich, dass sie – nachdem früher vom Verein im Zusammenhang mit dem Sportpark Rezataue als neuer Heimat Verkaufsabsichten geäußert worden waren – dieses Gelände als idealen Standort für das Weißenburger Jugendzentrum betrachtet. Nach seiner erfolgreichen Wahl zum Oberbürgermeister ging Herr Schröppel auf die Vorstandschaft des TSV 1860 Weißenburg zu und bat um ein Gespräch bezüglich des Geländes am Lehenwiesenweg. Von Seiten des Herrn Oberbürgermeister wurde dabei die angesprochene Vorstellung erneut betont. Der Vorstand des Vereins bekräftigte, dass es Ziel war, in absehbarer Zukunft nur ein einziges Vereinsgelände zu haben; ein Verkauf des Geländes käme jedoch nur bei zumutbaren Bedingungen in Frage. Man einigte sich darauf, dass die Stadt von einem neutralen Gutachter, der bisher nicht hier gearbeitet hat, ein Gutachten über das Gelände anfertigen lässt, damit eine Basis für weitere Gespräche gegeben ist. Das Gutachten machte dann die Problematik der Bewertung sehr deutlich.

Betrachtet man das Gelände nach seiner jetzigen Nutzung, so handelt es sich um Sportflächen und damit um landwirtschaftliche Flächen, für die kein hoher Quadratmeterpreis zu erzielen ist. Würde man dagegen über Bauerwartungsland reden, so könnten deutlich höhere Verkaufserlöse erzielt werden. Allerdings müsste dann erst der Flächennutzungsplan unter Berücksichtigung der vorhandenen Einschränkungen geändert werden; zudem ist dies nicht in der Absicht der Stadt als potentieller Käufer. Sollte es zu einem Kaufvertrag kommen, wird diese Komponente berücksichtigt; darüber einigte man sich bereits bei den Vorgesprächen. Das Turnerheim betrachtete der Gutachter unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten; ein Unternehmen müsste dieses Haus eigentlich abreißen und neu bauen. Das ist natürlich keinerlei Option für den Verein als derzeitigen Besitzer, der solche Überlegungen ebenso wenig anstellen kann wie ein Käufer, der dieses Haus für eine klar umrissene Aufgabe und Bestimmung übernehmen will. Dennoch muss man sich klar darüber sein, dass für den Betreiber in jedem Fall sowohl sofort als auch in der Folgezeit eine Reihe sehr kostenintensiver Sanierungsmaßnahmen nötig ist.

In mehreren Gesprächen zwischen OB, Stadtverwaltung und Vereinsvorstand einigte man sich darauf, dass das Gelände am Lehenwiesenweg für einen Kaufpreis von 195.000 € seinen Besitzer wechseln und für den vorgeschlagenen Zweck verwendet werden kann, wenn einerseits der Stadtrat und andererseits der Vereinsrat zustimmen. Der Vereinsrat des TSV 1860 Weißenburg trat zweimal zusammen und diskutierte sehr intensiv alle möglichen Aspekte dieses Angebots. Natürlich hatte man für dieses Eigentum einen höheren Kaufpreis erwartet, aber andererseits ging es angesichts des Gutachtens nicht ohne Kompromissbereitschaft. Es war zu berücksichtigen, dass ein Verkauf weitere Investitionen im Hinblick auf eine Modernisierung des Vereins ermöglicht, während ein Festhalten am Lehenwiesenweg hohe Kosten verursacht. Zudem könne man einen Beitrag für eine vernünftige Unterbringung der Jugend der Stadt Weißenburg leisten – und gerade die Jugendarbeit liegt ja auch dem TSV 1860 sehr am Herzen.

Nach langen und ausführlichen Diskussionen und dem Abwägen aller Argumente pro und contra entschied sich die deutliche Mehrheit des Vereinsrates dafür, dem Angebot des Herrn Oberbürgermeister positiv gegenüber zu treten. Bei Einhaltung der besprochenen Bedingungen ist der Verein bereit, das Gelände am Lehenwiesenweg zu verkaufen. Die Entscheidung liegt nun beim Weißenburger Stadtrat. Nachdem die Beschlüsse des TSV 1860 Weißenburg sehr schnell veröffentlicht waren, wurde auch die Skepsis mehrerer Stadträte in die Diskussion eingebracht. Es sollte allerdings in der Stadt Weißenburg jetzt nicht um Parteipolitik gehen, sondern darum, ob und wie man der Jugend Weißenburgs neue Wege eröffnen will. Die Verantwortlichen des Jugendzentrums haben deutlich gemacht, welche Lösung sie bevorzugen.

Wir müssen zunächst einfach abwarten, was geschieht.

Claus Wagner

1. Vorsitzender