Letzte Woche hatten wir von der Hoffnung geschrieben. Das ist jene, die bekanntermaßen als letztes stirbt. Vor Spielbeginn gegen die HG Ansbach, die im gesicherten Mittelfeld verweilt, lebte sie durchaus noch. Schließlich hatte Trainerin Siggi Rudat seit langem Mal wieder die Qual der Wahl und konnte 14 Spieler auf dem Spielbericht notieren, außerdem war die Mannschaft sichtlich gewillt, die vermeintlich letzte Chance zu nutzen und vor voller Halle in Ellingen endlich wieder einen Sieg einzufahren.
In den ersten zwanzig Minuten wirkte das Unterfangen auch durchaus erreichbar. Über eine recht gute Abwehr und einige herausgearbeitete Chancen lieferten die Sechziger eine sehr ansehnliche Partie ab und führten über 3:2 und 8:5 mit 11:10. Sehr Vieles klappte und der TSV zeigte größtenteils BOL-tauglichen Handball. Die Sechziger profitierten dabei von zwei vergebenen Strafwürfen der Gäste und einer guten eigenen Chancenverwertung. Doch irgendetwas geschah nach diesen zwanzig Minuten und der vormals stabile Patient TSV 1860 wurde zum metaphorischen Pflegefall. Selbst die besten Torgelegenheiten wurden nicht genutzt, zudem wurden technische Fehler fabriziert und die Abwehr verlor jeden Zugriff gegen die sehr gut eingespielten und routinierten Ansbacher. Nach einem von Alex Symader gehaltenen Siebenmeter – die beiden vorherigen entschärfte Tobias Meierhuber – erzielte Markus Hellmich fünf Minuten vor der Pause das 13:13. Es sollte der letzte ausgeglichene Zwischenstand der Partie bleiben. Aufgrund teils haarsträubender Fehler kassierte man noch vier völlig unnötige Gegentore und ging mit einem 13:17 Rückstand in die Kabine.
Schwer gezeichnet vom Verlauf der ersten Hälfte kehrten die Sechziger zurück auf die Platte, um im zweiten Durchgang die Fehler abzustellen und zurück in die Partie zu kommen. Nach einem erneuten 0:5 Lauf gegen die Weißenburger Handballer war man dann jedoch schnell auf der Intensivstation angekommen, schließlich waren da erst vier Minuten seit dem Wiederanpfiff der an diesem Abend hervorragenden Schiedsrichter gespielt. Die Gründe dafür sind schnell aufgeführt. Reihenweise gute Torchancen wurden vergeben und in der Abwehr ließ man die Gäste ungestört kombinieren und abschließen.
Das EKG der Gastgeber flackerte mittlerweile nur noch leicht und spätestens beim 16:26 nach 40 Minuten war klar, dass die Hoffnung auf die Palliativ verlegt werden musste. Der Gästekeeper Leon Vogel avancierte zum unüberwindbaren Hindernis, reihenweise scheiterten die Weißenburger Würfe am Schlussmann der HG Ansbach. Diese nahm zum Ende hin das Tempo deutlich raus und so verwalteten die Bezirkshauptstädter das Spiel bis zum Ende. Das am Ende noch der 40. Gegentreffer hingenommen wurde war die logische Konsequenz aus einer Leistung, die trotz vollem Kader, nur kurzzeitig Bezirksoberliganiveau erreichte. Das soll nicht heißen, dass die Sechziger nicht bis zum Ende kämpften, das taten sie aufopferungsvoll. Aber gut zwanzig vergebene Torgelegenheiten und große Probleme in der Defensive ließen die Überlebenschancen des Patienten TSV 1860 in diesem Spiel schwinden. Auch für den Klassenerhalt ist die Wahrscheinlichkeit nochmals deutlich gesunken, zumal der direkte Konkurrent aus Gunzenhausen am Vortrag überraschend das Topteam des HBC Nürnberg knapp schlagen konnte.


Drei Spiele stehen in der Saison noch aus. Neben der HG Zirndorf warten der Mitaufsteiger vom TSV Roßtal II sowie der Spitzenklub vom SC Schwabach auf die Sechziger. Vielleicht findet bis dahin ja jemand einen Defibrillator, um den scheinbar hoffnungslosen Fall nochmal zu beleben.

Spielverlauf: 0:1, 3:2, 6:4, 9:6, 10:10, 13:13, 13:17 Halbzeit –13:22, 16:26, 18:29, 20:35, 23:36, 28:40 Ende

Siebenmeter: TSV 1860 Weißenburg 2/1; HG Ansbach 6/2

Zeitstrafen: TSV 1860 Weißenburg 4 Minuten; HG Ansbach 6 Minuten

Für den TSV 1860 Weißenburg spielten: Tobias Meierhuber, Alexander Symader (beide Tor), Michael Butz, Sebastian Rudat 1, Johannes Baur 2, Markus Hellmich 2, Benedikt Sommerer 6, Florian Beierlein, Tim Lukas, Moritz Meyer 2, Johannes Brechtelsbauer 8/1, Lukas Krach 4, Hannes Kürpik 3 und Jakob Winkler.