Die vermeintlich leichten Spiele sind immer die schwersten. Das merkten die Handballer des TSV 1860 Weißenburg am Samstagabend, als es zum Tabellenschlusslicht vom TV Dietenhofen ging, der diese Saison noch ohne Sieg war und den Sechzigern nach deren phänomenalem Sieg gegen den bis dato Tabellenführerenden vom HBC Nürnberg sicherlich keine Probleme machen würden.
Nun ja, so die Theorie… In der Praxis sah das Ganze doch etwas anders aus. Nach einem durchaus engen Match gewannen die Weißenburger Werfer zwar mit 39:33 (21:19) ihre Auswärtsaufgabe, diese war jedoch alles andere als einfach runtergespielt.
Trainerin Sigrid Rudat war kurzfristig erkrankt, so dass das Coaching Gatte Fritz Rudat sowie Markus Brunnenmeier übernahmen. Da auch noch eine Reihe von Spielern krankheits- und verletzungsbedingt aussetzen mussten, schrieben sich die beiden Oldies gleich mit auf das Spielprotokoll.
Diese Mischung als Überheblichkeit und Personalnot war es dann möglicherweise auch, die die Sechziger überhaupt nicht ins Spiel kommen ließ. Auf den recht späten Samstagabend mag man die absolut zerfahrene und teilweise auch unmotivierte Vorstellung nicht schieben können, es war viel mehr die zuvor ausgeblendete Tatsache, dass auch ein Tabellenletzter Handball spielen und vor allem fighten kann. Eine Einstellung, die die Sechziger Jungs bis zum Ende der ersten Hälfte völlig vermissen ließen. Wenig Einsatz in den eigenen Reihen macht bekanntlich den Gegner stark und so klappte bei den Gastgebern sehr vieles sehr viel besser, als bei den Weißenburgern. Eine überaus einsatzfreudige Verteidigungsreihe machte es den Sechzigern zudem nicht einfacher.
Nach einer sehr optimierungsfähigen Leistung vor allem in der Defensive – 19 Gegentore zur Halbzeit sprechen da eine deutliche Sprache – wechselte die Führung schließlich doch noch zum TSV, nachdem man meistens mit zwei Toren zurückgelegen hatte. Dass man dann seinerseits mit zwei Toren Vorsprung zur Pause in die Kabinen gegen durfte war auch Michi Brunnenmeier zu verdanken, der Sekunden vor dem Pausenpfiff mit einem Gewaltwurf aus dem Rückraum den 21. Treffer für den TSV markierte.
In den zweiten Durchgang starteten die Sechziger nun wesentlich besser und zeigten die gewohnten Qualitäten. Drei Tore binnen zwei Minuten ließen ein etwas beruhigendes 20:24 aus Gastgebersicht aufleuchten. Doch tatsächlich verspielten die Weißenburger diesen Vorsprung binnen weniger Minuten und lagen auf einmal mit 26:27 hinten. In der nun folgenden Schlussviertelstunde besann man sich auf die eigentlichen Fähigkeiten. Mit einer starken Kollektivleistung und angeführt von einem überragenden Benedikt Sommerer, erzielten die Sechziger nun ein Tor nach dem anderen. Die Dietenhofener wurden in dieser Disziplin deutlich schlechter, was auch am wiedererstarkten Alex Symader im Sechziger-Tor lag. Langsam aber sicher kippte das Spiel in Richtung Weißenburg und Bene Sommerer, der beste Spieler auf dem Feld, erzielte auch das letzte Tor der Partie – es war passenderweise zu seiner Rückennummer sein 13. Am Ende stand auf dem Papier ein sehr viel deutlicher Auswärtssieg, als er auf der Platte stattgefunden hatte. 39 erzielte Tore sorgten genauso wie 33 Gegentore für viel Action auf dem Spielfeld und schlussendlich hatte man alles geboten – Spiel, Spaß, Spannung und die Verteidigung der Tabellenführung. Draußen konnte es an diesem Samstag so kalt werden wie es wollte, auf den Sommerer, da war Verlass.
Beim nächsten Heimspiel am 8. Dezember in der Landkreishalle wartet der Lokalrivale vom TV Gunzenhausen auf die Weißenburger, die dann hoffentlich mit mehr Leistungsträgern aufwarten kann, denn eine Schwalbe macht bekanntlich keinen Sommer(er).
Spielverlauf: 0:1, 4:4, 9:7, 9:10, 14:12, 16:16, 19:21 Halbzeit – 19:22, 23:26, 27:27, 27:31, 29:35, 31:37, 33:39 Ende
Zeitstrafen: TV Dietenhofen 10 Minuten; TSV 1860 Weißenburg 4 Minuten
Strafwürfe: TV Dietenhofen 2/2; TSV 1860 Weißenburg 8/6
Für den TSV 1860 Weißenburg spielten: Alexander Symader, Fritz Rudat (beide Tor), Michael Butz 4, Sebastian Rudat 6, Michael Brunnenmeier 5, Benedikt Sommerer 13, Florian Beierlein 3, Moritz Meyer 3, Tim Lukas, Daniel Wokon 4, Markus Brunnenmeier, Simon Heger und Andreas Moj 1.