Jura-Derby, Kirchweihspiel, bestes Fußballwetter, ein sehenswertes Match, große Zuschauerkulisse und dann auch noch ein Heimsieg für den TSV 1860 Weißenburg gegen den Spitzenreiter SC 04 Schwabach. „Für uns war das heute die perfekte Geschichte und der perfekte Abend“, stellte TSV-Coach Markus Vierke fest. Mit 3:1 hatte seine junge Mannschaft in der Fußball-Landesliga Nordost den Favoriten geschlagen und den „Nullvierern“ damit die erste Saisonniederlage beigebracht. Kevin Mutove, Johannes Meyer und Tobias Schnitzlein trafen für Weißenburg. Mario Klupp glich zwischenzeitlich für Schwabach aus. Markus Vierke zollte seinem Team am Ende „großen Respekt“ und stellte fest: „Alle haben das echt super gemacht.“ Über 97 Minuten lieferten sich die beiden alten Jura-Rivalen ein umkämpftes und spannendes Match, das sich einmal mehr als großer Publikumsmagnet erwies. 420 Zuschauer kamen am Freitagabend in den Dotlux-Fußballpark. So viele hatte man dort zuletzt im Juli 2021 gezählt. Gegner auch damals: der SC 04 Schwabach. Der große Unterschied gegenüber der Partie vor zwei Jahren allerdings: Seinerzeit gewannen die Gäste mit 3:1. Nun drehte der TSV 1860 den Spieß genau um, wonach es in der ersten Hälfte nicht zwingend ausgesehen hatte. Der SC 04 trat nämlich sehr dominant auf, bestimmte das Spiel und hatte mehr Ballbesitz, allerdings fehlte es an klaren Toraktionen und Chancen. Lediglich ein 20-Meter-Schuss von Burc Takmak, den Weißenburgs Keeper Jonas Herter sicher parierte, war zu notieren. Das lag auch daran, dass die Gastgeber sehr stark verteidigten. „Da waren wir richtig gut organisiert“, befand Trainer Vierke und sah mit den Zuschauern die größte Möglichkeit aufseiten seiner eigenen Mannschaft. Und zwar bereits in der zweiten Minute, als Max Pfann nach Hereingabe von Robin Renner aus kurzer Distanz vergab und Jonas Ochsenkiel nicht ganz an den Abpraller kam. Trotz der Chancenarmut war es eine abwechslungsreiche und intensive Partie, die dann nach der Pause so richtig Fahrt aufnahm. Mit den Torszenen ging es gleich in der 47. Minute los, als TSV-Stürmer Pfann am Strafraum abzog und sein Schuss noch leicht abgefälscht an die Latte klatschte. Eine Minute später durften die Weißenburger dann aber jubeln: Kapitän Ochsenkiel brachte von rechts einen hohen Ball auf den hinteren Pfosten, dort setzte sich Kevin Mutove gegen Emmanuel Burgutzidis durch und köpfte zum 1:0 ein.


Überraschte „Nullvierer“
Die „Nullvierer“ wirkten überrascht vom Weißenburger Angriffswirbel, der fast das zweite Tor beschert hätte, doch Max Pfann wurde im Strafraum gerade noch geblockt und köpfte dann im Nachsetzen aus kurzer Distanz drüber (52.). In der Folgezeit nahm Schwabach das Heft wieder in die Hand, drängte auf den Ausgleich, hatte aber Pech, dass Tobias Zillmann mit einem 25-Meter-Freistoß nur die Latte traf (57.). Auch bei einem blitzschnellen Konter in der 64. Minute blieben die Gäste ohne Torerfolg, weil der TSV 1860 gegen Zillmann gemeinsam zur Ecke klärte. In der 79. Minute wurden die „Nullvierer“ für ihre Offensivbemühungen belohnt: Nach einer Ecke von Florian Nißlein kam Mario Klupp aus 16 Metern zum Schuss und vollendete zum 1:1. Schwabach witterte nun seine Chance, allerdings verpasste Oliver Janz eine Hereingabe von Klupp und damit die mögliche Führung (80.). Die Partie schien in der Schlussphase zu kippen, doch die Weißenburger hielten dagegen und schlugen zurück. Das 2:1 war eine Co-Produktion der Defensivreihe: Philipp Meier spielte den Ball aus dem Mittelfeld heraus in den Sechzehner. Dort legte Christian Leibhard für seinen ebenfalls aufgerückten Innenverteidiger-Kollegen Johannes Meyer auf. Letzterer traf aus 14 Metern überlegt in den rechten Torwinkel. Ein sensationeller Treffer, den der TSV 1860 entsprechend bejubelte. Schwabach warf im Anschluss alles nach vorne, doch Weißenburg verteidigte bis zuletzt mit großer Leidenschaft und auch mit Cleverness. Als SC-Keeper Dominik Brunnhübner in der 95. Minute mit vorne war, fiel die endgültige Entscheidung: Marco Jäger eroberte im eigenen Strafraum den Ball und spielte ihn steil nach vorne. Dort ging Tobias Schnitzlein auf und davon, setzte sich noch in einem Zweikampf durch und schob schließlich zum 3:1 ins leere Tor ein. Nun stürmte auch TSV-Torwart Herter nach vorne – allerdings zum Jubeln.
Nach 97 Minuten war dann Schluss. Trotz der Niederlage ist Schwabach weiterhin Tabellenführer. Die Weißenburger bleiben Vierter, feierten ihren Derbysieg in der Rezataue (und im Anschluss auf der Kirchweih), und Trainer Markus Vierke schwärmte: „Wir sind mehr als glücklich, dieser Sieg bedeutet uns wahnsinnig viel.“ Das galt nicht zuletzt auch für seinen Assistenten Michael Seitz, der einst vier Jahre als Torhüter sowie Co- und Torwarttrainer beim SC 04 war. Von Seitz soll auch der Schlusssatz kommen: „Das Spiel war heute für jeden, der da war, echte Werbung.“

TSV 1860 Weißenburg: Herter, Philipp Meier, Jäger, Leibhard, Johannes Meyer, Hofrichter, Schmauser (69. Schneider), Renner (83. Schmied), Mutove (58. Schnitzlein), Ochsenkiel (69. Amidou), Pfann (86. Ljiko).


SC 04 Schwabach: Brunnhübner, Zillmann (72. Wackersreuther), Copier, Mohrbach, Burgutzidis (72. Söder, 83. Hennemann), Takmak, Winkler, Klupp, Nißlein, Massari, Janz (82. Graf).
Schiedsrichter: Andreas Kasenow (FC Ingolstadt 04).
Zuschauer: 420.
Tore: 1:0 Kevin Mutove (48. Minute), 1:1 Mario Klupp (79.), 2:1 Johannes Meyer (83.), 3:1 Tobias Schnitzlein (95.).
Gelbe Karten: Marco Jäger (Weißenburg), Oliver Janz, Burc Takmak, Dominik Brunnhübner, Mettin Copier (alle Schwabach).