Seit mehreren Wochen sind die Schulen und Turnhallen geschlossen. In den Vereinen ruhen Trainingsbetrieb und Wettbewerbe. Bei den Sportakrobatinnen des TSV 1860 Weißenburg gab es zudem lange Gesichter, weil auch das Bayerische Nachwuchsturnier abgesagt wurde. Dabei hatten etliche der Formationen hart für diesen Wettbewerb trainiert. Beim achtköpfigen Trainerteam rauchten die Köpfe. „Wie können wir einen Trainingsbetrieb aufrechterhalten? Wie können wir das drohende Trainingsdefizit möglichst klein halten? Wie können wir sicherstellen, dass anstehende Wettkämpfe und Turniere als Trainingsziel erhalten bleiben?“ Diese Fragen und Probleme galt es zu lösen. Rasch entstanden Ideen, die sogleich umgesetzt wurden. Damit zumindest Kraft, Beweglichkeit und Koordination als Basis erhalten bleiben, erstellten die Trainer entsprechende Pläne. Je nach Alters- und Leistungsklasse erhielten alle Ober- und Unterfrauen spezifische Übungen, Anweisungen und Tipps zum Home-Training. Die Ergebnisse werden den Übungsleitern mit Videos und Fotos übermittelt. Wohnräume, Hausgärten oder auch die Natur wurden und werden zum Trainingsgelände. Die Geschwister oder Eltern fungieren als Kameraleute und auch als Motivationstrainer. „Das Partnertraining, für das unser Sport so charakteristisch ist, bleibt uns erst einmal verwehrt“, so die Trainer unisono. Doch auch hier nutzen sie die technischen Möglichkeiten. Die Mädchen verabreden sich für gemeinsame, aber dennoch getrennte Trainingseinheiten und nutzen etwa WhatsApp-Videoanrufe, deren Zusammenschnitte die Trainer zur Analyse gesendet bekommen. Während beispielsweise die Unterfrau Kraft- und Technikübungen mit Kettlebells oder Straps macht, turnt die Oberfrau ihre Elemente aus diversen Handständen und Stützen auf den entsprechenden Geräten. Trainer Stiliyan Bozhinov‎ hat auf den Seiten des Bulgarischen Sportakrobatikverbands schon einige Live-Trainingsstunden abgehalten, an denen sich die Weißenburger Sportlerinnen fleißig beteiligten.
Da neben dem Nachwuchsturnier auch die Bayerischen und Deutschen Meisterschaften auf unbestimmte Zeit verschoben wurden – die TSV-Athletinnen hatten sich mehrere Wochen und Monate intensiv vorbereitet, war die Enttäuschung groß. Um die Motivation und den Wettkampfgeist der Sportlerinnen trotzdem zu erhalten, wurde kurzerhand ein vereinsinterner Challenge geboren: der Kronen-Cup.
Die Ober- und Unterfrauen der Leistungsklasse sowie der Nachwuchs und der Breitensport erhielten unterschiedliche Aufgaben, die sie bis zum Ende jeder Woche erledigen und als Foto oder Video einer Jury aus Trainern übermitteln müssen. Woche für Woche werten und analysieren die Übungsleiter allein für den Kronen-Cup mehr als 200 Videos und Fotos aus.
Natürlich erhalten die Sportlerinnen auch Rückmeldungen von den Betreuern – per SMS, Sprachnachricht oder auch Videobotschaft. „So bleibt ein intensiver Kontakt und Austausch der Sportler und Trainer erhalten“, schreibt die Sparte in einer Pressemitteilung.
Wie lange der interne Kronen-Cup der Weißenburger Sportakrobaten noch laufen wird, steht noch nicht fest. Sicher ist, dass es auch am Ende wie bei jedem Wettkampf eine Siegerehrung geben wird – und „das dann hoffentlich wieder in der Trainingshalle und mit allen Aktiven auf der Turnmatte“, so die Coaches.