Corona-Krise beeinflusst den Etat des TSV 1860: Weißenburger Großverein ist noch weitgehend ohne Sportbetrieb und rechnet mit diversen finanziellen Ausfällen durch abgesagte Wettbewerbe. Die Corona-Krise trifft den TSV 1860 Weißenburg nicht nur im Sportbetrieb, sondern auch auf finanzieller Seite. Das wurde bei der jüngsten Mitgliederversammlung deutlich, die mit Einhaltung der Auflagen im Sportheim Rezataue über die Bühne ging. Vor den Mitgliedern verschiedenster Sparten sah der TSV-60-Vorsitzende Thomas Strobl vor allem Defizite bei den Einnahmen, da Altstadtlauf wie Rats-Run abgesagt werden mussten. Das werde sich nicht nur auf die Etats der betreffenden Sparten auswirken, sondern auch auf die Finanzlage des Gesamtvereins.
Thomas Strobl ging in seinem Bericht auf das erste Jahr des neuen Vorstands zurück. Trotz anfänglicher Befürchtungen, dass sich die Vorstandsarbeit zu stark an den Interessen der Fußballabteilung ausrichten könnte, habe sich schnell eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit entwickelt. Als besondere Leistung würdigte Strobl das Engagement seines Stellvertreters Robert Merkel bei der Errichtung der neuen massiv gebauten Hütte am Hauptplatz, die das alte Holzgartenhäuschen ablöst. Er bedankte sich bei allen ehrenamtlichen Helfern, die die Hütte überwiegend in Eigenleistung errichteten. Die Materialien konnten von Sponsoren günstig erworben werden.
Überraschend für Strobl wie den Verein konnte nach Ablauf der Bewerbungsfrist zum Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) eine Handballerin aus den eigenen Reihen gefunden werden, die das FSJ-Projekt allerdings unter anderen Bedingungen weiterführt. Laura Gabler hatte sich für ein duales Studium für soziale Berufe an einer privaten Hochschule in Nürnberg entschieden und benötigte noch eine Einsatzstelle. Dafür habe der Aufgabenbereich des bisherigen FSJlers gut gepasst. Das neue Konzept sei zwar für den Verein mit höheren Kosten verbunden, im Vorstand sei man aber trotzdem einstimmig der Meinung gewesen, diesen weitgehend selbstlosen Beitrag zur Nachmittagsbetreuung der Weißenburger Grundschüler und zur sportlichen Betätigung in den Kindergärten fortzusetzen. Zudem sei auf diese Weise das Projekt sogar für weitere vier Jahre gesichert. Strobl bedauerte dabei, dass der Verein dafür von der Stadt Weißenburg nicht die erhoffte Anerkennung erfahren habe.
Der Ausfall des Altstadtlaufs und des Rats-Run in diesem Jahr werde sich sicherlich deutlich im Jahresergebnis des Hauptvereins und der Leistungsfähigkeit der Sparten niederschlagen, blickte Strobl auf die aktuelle Situation. Besonders hart könnte die Corona-Pandemie im Winter die Fußballabteilung treffen, wenn bis dahin immer noch keine Hallenturniere möglich seien. Dann drohen deutliche Einnahmenausfälle. Andererseits habe man durch den Lockdown Ausgaben für den Sportbetrieb wie Reisekosten für Auswärtsspiele und die Entlohnung von Trainern einsparen können. Außerdem habe der Freistaat für 2020 die Vereinspauschale verdoppelt. Insgesamt mache die Corona-Krise aber eine verlässliche Planung und Prognose für 2020 extrem schwer.
In diesem Zusammenhang sprach Strobl auch den im Raum stehenden Aufstieg der ersten Fußballmannschaft in die Landesliga an und wies darauf hin, dass dieser auf jeden Fall wahrgenommen werden sollte. Nach einer Entscheidung des Vereinsrats sei der TSV 1860 auch bereit, hierfür den Fußballetat aufzustocken. Aufgrund der Entscheidung des Bayerischen Fußballverbands, die laufende Saison in diesem Jahr nicht mehr fertigzuspielen, sondern auf zwei Jahre auszudehnen, stelle sich die Frage nun aber erst im kommenden Jahr, so Strobl.

Pachtvertrag gekündigt

Schließlich gab der TSV-1860-Vorsitzende noch bekannt, dass der Verein den Pachtvertrag über das Sportheim in der Rezataue zum Jahresende gekündigt habe und sich nun nach einem neuen Pächter umsehen werde. Die Entscheidung sei dem Vorstand sehr schwer gefallen, aber nach zahlreichen Gesprächen intern und mit den Pächtern sei man zu dem Ergebnis gekommen, künftig ein anderes Konzept verfolgen zu wollen.
Zu guter Letzt äußerte Strobl noch seine Hoffnung, dass die Corona-Krise bald überstanden und eine Rückkehr zum gewohnten Spielbetrieb möglich sei. Die anwesenden Vereinsmitglieder nahmen den Bericht mit Applaus entgegen. Kritik an der Vereinsführung wurde nicht geäußert.
Bei der Auszeichnung Sportler des Jahres im TSV 1860 fiel die Wahl wieder auf einen Nachwuchsringer. Der Titel ging diesmal an den 15-jährigen Niklas Schmied, der 2019 im griechisch-römischen Stil bei der deutschen Meisterschaft den dritten Platz erreicht hatte. Zur Mannschaft des Jahres wurde das U17-Fußballteam gewählt für den doppelten Aufstieg in zwei aufeinanderfolgenden Jahren: zunächst in die Landesliga und dann sofort weiter in die Bayernliga. Auf die Ehrung langjähriger Mitglieder und verdienter Mitarbeiter wurde im Hinblick auf die geltenden Beschränkungen für Versammlungen verzichtet. Strobl zufolge soll dies Ende des Jahres nachgeholt werden, falls es die Auflagen zulassen.
Im Anschluss stellte Schatzmeister Werner Fiegl die Bilanz sowie die Gewinn- und Verlustrechnung für das Kalenderjahr 2019 vor. Er attestierte dem Verein erneut eine immer noch sehr solide finanzielle Grundlage. Gleichwohl bereitet auch ihm, wie schon seinen Vorgängern, das stagnierende Beitragsaufkommen Sorgen. Bei der Finanzierung des Sportbetriebs wolle er nicht den Rotstift ansetzen, schließlich sei die Förderung des Sports der Vereinszweck. Ansetzen müsse man aus seiner Sicht daher auf der Einnahmenseite. Eine kleine Beitragserhöhung sei wohl im kommenden Jahr unumgänglich. Außerdem müssten sich die Sparten intensiver um die Gewinnung neuer Mitglieder bemühen. Die Mitgliederzahl zeige zwar in den letzten beiden Jahren wieder leicht nach oben und habe wieder den Stand von 2015 erreicht. Das sei aber kein Wert, auf dem man sich ausruhen könne, betonte Fiegl.
Die Gewinn- und Verlustrechnung weise zwar (wie nahezu immer) ein buchhalterisches Minus aus. Dieses sei in erster Linie auf die Abschreibungen zurückzuführen, denen kein Geldabfluss zugrunde liegt. Gleichwohl hätten bislang die Investitionen und Darlehenstilgungen noch gereicht, um ein positives Ergebnis darzustellen. Das sei dieses Jahr jedoch nicht der Fall. Vielmehr habe der Verein mehr ausgegeben als eingenommen, erläuterte der Schatzmeister.
Die Revisoren Günter Müller und Uwe Döbler bescheinigten Fiegl eine vorbildliche und einwandfreie Buchführung. Der Verein sei während des Jahres uneingeschränkt zahlungsfähig gewesen. Sie bestätigten im Wesentlichen auch die schon von Werner Fiegl gezogenen Schlussfolgerungen. Sie wiesen vor allem auch auf den immer weiter zurückgehenden Bestand liquider Mittel am Jahresende hin. Freilich würden die Abteilungen bei den Etatverhandlungen in erster Linie an ihren Bedarf denken. Es müsse aber auch an eine ausreichende finanzielle Ausstattung des Hauptvereins gedacht werden, der ja für die Instandhaltung der Liegenschaften verantwortlich ist. Diese sehen die Revisoren langfristig gefährdet.
Sie erinnerten auch daran, dass sie schon länger eine Beitragserhöhung anregen, und forderten Vorstand und Abteilungen zudem auf, mehr Augenmerk auf die Gewinnung von Mitgliedern zu verwenden. Am Ende ihres Berichts empfahlen die Revisoren der Versammlung, die vorgelegte Bilanz einschließlich Gewinn- und Verlustrechnung zu genehmigen und dem gesamten Vorstand die Entlastung zu erteilen. Dem stimmte die Versammlung einstimmig zu.
Zur Finanzplanung für 2020 beschränkte sich Werner Fiegl darauf, die einzelnen Etats der Sparten vorzustellen, die dann mit einer Gegenstimme von den Anwesenden akzeptiert wurden. Auf eine detaillierte Ein- und Ausgabenplanung verzichtete Fiegl im Hinblick auf die Corona-bedingten Unwägbarkeiten.