1. Futsalturnier des TSV 1860 im Kreis Jura

 

Weißenburger Tagblatt – UWE MÜHLING

 

 

Die Regionalauswahl West hat am Samstag bei der Futsal-Premiere im Kreis Jura jubeln dürfen. I

m Endspiel des Turnieres für U15-Junioren setzten sich die von Harald Plößner und Michael Griebel betreuten Auswahl-Talente mit 5:1 gegen den TSV 1860 Weißenburg I durch und konnten den Siegerpokal aus den Händen des Schirmherrn und Landtagsabgeordneter Gerhard Wägemann entggennehmen.

Weil der SSV Jahn Regensburg nicht angetreten war und sich nicht einmal abmeldete, musste der gastgebende TSV 1860 in der Weißenburger Landkreishalle kurzfristig noch eine zweite Mannschaft auf die Beine stellen, die sich recht wacker schlug und am Ende das kleine Finale um Platz drei gegen den Nachwuchs des Würzburger FV mit 2:5 verlor. Rang fünf sicherte sich der VfB Eichstätt, der gegen den SC Fürstenfeldbruck mit 3:0 gewann.

Für die siegreiche Regionalauswahl spielten vorwiegend Akteure des U15-Bezirksmeisters SpVgg Ansbach. Wegen einiger Absagen rückte auch noch der Weißenburger Dominik Hamann ins Team und war im Endspiel gegen seine Teamkollegen vom TSV 1860 einer der Garanten für den Sieg.

Trotz der widrigen Umstände ­ außer Jahn Regensburg hatte noch die SpVggBayreuth gepasst, allerdings rechtzeitig genug, um mit dem SC Fürstenfeldbruck Ersatz zu finden ­ war es eine insgesamt gelungene Premiere für Futsal. Dieses Wort, das auf den ersten Blick aussieht wie ein böses Rechtschreibfoul, steht für eine neue Form des Hallenkicks, bei welcher der technische Fußball im Vordergrund steht. Dies wird erreicht durch völlig andere Regeln gegenüber dem herkömmlichen Hallenfußball. Los geht es mit den Toren. Wie in der Anfangszeit des Hallenfußballs wird auch beim Futsal auf kleinere Tore (Handballgröße) gespielt, so dass es kaum etwas bringt, aus weiteren Entfernungen aufs Gehäuse “zu bolzen“. Vielmehr müssen die Tore wirklich herausgespielt werden. Kleiner ist auch der Ball, der noch dazu flacher abspringt. Gespielt wird ohne Bande. Sobald der Ball im Aus ist oder auch bei sonstigen Unterbrechungen wird die Uhr sofort angehalten. Es zählt nur die effektive Spielzeit, die in Weißenburg 1x12 Minuten betrug. Unterm Strich dauerte dadurch jede der elf Partien im Schnitt knapp 20 Minuten. Etwaiges Zeitspiel wird dadurch verhindert, dass man nur einmal zum Torwart zurückspielen darf. Fouls werden sehr streng geahndet. Nach dem fünften Mannschaftsfoul gibt es zudem für jedes weitere Foul einen Zehnmeter-Strafstoß für den Gegner. Die Spiele werden von zwei Schiedsrichtern geleitet. Hinzu kommen noch ein “Punktrichter“ an der Seitenlinie, der genau Protokoll führt und vor allem die Zahl der Fouls überwacht, sowie ein Zeitnehmer, der bei jeder Unterbrechung die Uhr stoppt. Mit diesen (Haupt)Regeln treten Fouls in den Hintergrund. Dafür rücken vorwiegend körperloses Spiel, schöne Kombinationen und technisch guter Fußball in den Vordergrund.

Auch in Weißenburg trauten sich die Spieler so manches Kabinettstückchen zu: Hacke statt Grätsche also! Das sind eigentlich positive Ansätze, dennoch trifft Futsal auf sehr geteilte Meinungen. Jürgen Posch etwa, früherer Bezirksjuniorenleiter und jetzt zusammen mit Roland Mayer Jugendleiter beim TSV 1860, ist ein echter Fan des Futsal. Warum? “Weil hier einfach richtig Fußball gespielt wird und es fast keine Fouls gibt.“ Pascal Bauer, Trainer des Würzburger FV kann ihm nur beipflichten. “Es hat Riesenspaß gemacht.“ Ihm und seiner Truppe kam die neue Spielart sehr entgegen, zumal der Bayernligist mit seinem jüngeren Jahrgang angetreten war. Körperliche Unterlegenheit konnten die jungen Unterfranken folglich durch viel Spielwitz und Technik wett machen. Erst im Halbfinale scheiterte der WFV am späteren Turniersieger und zwar im Sechsmeterschießen. Bei vorangegangenen normalen Turnieren hätten seine Spieler teils ganz schön auf die Knochen bekommen. Das war beim Futsal völlig anders. Für Pascal Bauer steht jedenfalls fest. “Wenn wir nächstes Jahr wieder eingeladen werden, dann sind wir gerne wieder dabei.“

Es gab allerdings auch skeptische Stimmen. Andreas Heid etwa, Trainer der Weißenburger C-Junioren kann dieser Variante nicht sehr viel abgewinnen. “Futsal ist eine eigenständige Sportart und als solche ganz o.K.“ Sie habe aber teilweise nur wenig mit dem zu tun, was man sonst im Nachwuchsbereich lernt. Heid kann sich nicht vorstellen, dass sich Futsal in der jetzigen Form durchsetzt, allerdings könnte man Teile für den normalen Hallenfußball übernehmen, denn grundsätzlich sei es ja gut, den technischen Fußball zu fördern.

Auch Kreisjuniorenleiter Thomas Neumeier glaubt nicht, dass sich Futsal behaupten kann. Es sei zwar Wille des Verbandes, dass diese Spielform verstärkt Einzug hält in die bayerischen Kreise und Bezirke, doch insgesamt fehlen aus Neumeiers Sicht noch die Strukturen. Problem dürfte auch sein, dass Turniere durch die effektive Spielzeit zeitlich nur schwer planbar sind, und dass Futsal eigentlich nur für technisch gute Mannschaften interessant ist. Dennoch, so Neumeier sollte man diese südamerikanische Spielart im Auge behalten und ihr eine Zeit lang eine Chance geben. Wichtig sei auch, die Schiedsrichter entsprechend auszubilden. Bislang gibt es im Bezirk Mittelfranken nur vier Referees, welche die entsprechende Ausbildung haben und die auch in Weißenburg im Einsatz waren: Michael Tittmann (Altdorf), Roland Karpinski (Forchheim), Christian Klein (Neunkirchen am Brand) und Jochen Hertlein (Gallmersgarten) machten ihre Sache ganz hervorragend. Bei der Zeitnahme wurden sie von den Jura-Süd-Schiris Christoph Jäger und Markus Kemether bestens unterstützt.

Ein Sonderlob verdiente sich auch der TSV 1860 für die Turnierleitung und Organisation. Das ganze Umfeld und die spielerischen Leistungen passten also, so dass es im Endeffekt schade war, dass nur recht wenige Zuschauer die Gelegenheit nutzten, sich von Futsal ein Bild zu machen. Vielleicht lag es schlichtweg daran, dass nach einer sehr, sehr langen Hallensaison 2005/2006 nun zum Abschluss einfach die Luft draußen war.