Da die jährliche Fahrt in das Gebirge seit langem ein Teil unserer DNA ist, hat sich daran auch heuer nichts geändert. Aber es sollten diesmal nicht die Ammergauer oder Berchtesgadener Alpen sein. Wir hatten uns für das Bergland in Österreich entschieden. Unser Ziel war am Sonntag, 1.7.18, die dort auf knapp 2000 m hochalpin gelegene “Coburger Hütte": Sie befindet sich in den Mieminger Bergen. Begonnen hat alles in dem kleinen Ort Ehrwald, 994 m. Dort blieben unsere Autos stehen. Die Ehrwalder Almgondelbahn nahm uns auf. Sie brachte uns zur Ehrwalder Alm, 1502 m. Damit konnten wir schon mal 500 Höhenmeter als müheloses Unternehmen abhaken. Dann wurde bei herrlichem Wetter der lange Marsch zur Hütte angetreten. Auf der geschotterten Fahrstraße überholten uns die E-Biker. Wir erreichten den malerisch gelegenen Seebensee. Einzigartig ist der Blick über den See, wenn sich das gegenüberliegende Zugspitzmassiv im klaren Bergwasser spiegelt. Manches Kalenderbild wurde von hier geschossen. Es folgte der schmale Bergsteig mit den hohen Stufen, der uns einige Mühe mit etlichen Verschnaufpausen und viele Schweiß- tropfen kostete. In Serpentinen schlängelt er sich über etwa 300 Höhenmeter steil hinauf zu dem Schutzhaus, das auf einem Sattel liegt. Mit der fabelhaften Speckknödel- und Kasknödesuppe sowie einem Getränk vom Huber-Bräu, die wir uns sofort auf den Sitzgelegenheiten vor der Hütte schmecken ließen, konnten wir unser Wohlbefinden wieder aufbauen und zum gemütlichen Teil des Tages konnte übergegangen werden. Schön dabei zu beobachten, wie sich der Zugspitzgipfel zwischendurch eine Wolkenhaube aufsetzte und sie dann wieder abnahm.


Der Montag brachte für einen Teil unserer Gruppe die Besteigung der Tajakante (Scharte) und des Tajakopfes mit dem Gipfelkreuz, während die übrigen Turner innerhalb des Kessels auf erhöhtem Panoramaweg unterwegs waren und dabei auf den idyllisch gelegenen Drachensee trafen. Dabei mussten wir angesichts der grandiosen Umgebung stets entscheiden: Staunen oder weitergehen. Ständig hatten wir den Duft zahlloser Bergblumen in der Nase. Es sind nicht die fernen Berge, die hier beeindrucken, sondern die prallen Wände des Zugspitzmassivs sowie die phantastische Lage der Hütte inmitten einer Arena von Kathedralen aus Fels.


Die stimmungsvollen Hüttenabende gehörten natürlich dem von uns leidenschaftlich geführten Schafkopf, wozu die Küche das wohlschmeckende Abendbrot beisteuerte.
Dass dabei der rote Rebsaft mit fruchtigem Abgang nicht fehlen durfte, versteht sich von selbst. Im Matratzenschlaflager mit Stockbetten fanden wir nach 22.00 Uhr die gewünschte Nachtruhe, aber der Schnarcher hielt sich nicht immer daran.
Nach dem Frühstück des letzten Tages wurde mit einem herzlichen Servus Abschied von den freundlichen Wirtsleuten genommen. Beim Abstieg vollzog sich dann ein Wetterwechsel. Mit viel Glück erreichten wir trockenen Fußes gerade noch die Ehrwalder Alm mit der Gondelbahn, bevor das heftige Gewitter losbrach, das sich wie ein gefühlter Weltuntergang gebärdete.
Auf der Rückfahrt in die Heimat waren wir uns einig in der Erkenntnis, dass der Besuch der Coburger Hütte zweifellos ein Hammer-Erlebnis war, er aber auch die Grenzen unserer Belastbarkeit offenbarte. Wir sind halt nicht mehr die Jüngsten!

Doch auch in Zukunft wird wieder der Spruch gelten:

Auf eines Berges Gipfel,
Da möcht ich mit euch stehn,
Auf Täler, Waldeswipfel
Mit euch herniedersehn;
Da möchte ich rings euch zeigen
Die Welt im Sommerschein,
Und sprechen: wärs mein eigen,
So wurde es mein und eueres sein.

Und der Weg nach vorne ist der einzig Richtige:
"Gestern is heit wordn, und heit is bald morgn“.
GUT HEIL! BERG HEIL!
Walter Winkelmeier