Kunstrasen! Das ist in Zeiten der Fußball-Wintervorbereitung eine Art Zauberwort. Wem das zu hoch gegriffen ist, der kann gerne auch von einer gewissen Planungssicherheit oder von einer Garantie sprechen, denn: Auf einem Kunstrasenplatz können derzeit problemlos Testspiele durchgeführt werden, die sonst aufgrund der schlechten Witterungsverhältnisse abgesagt werden müssten. Der TSV 1860 Weißenburg macht regelmäßig davon Gebrauch. Nach den Begegnungen mit den Bayernligisten TSV Nördlingen (2:4) und VfB Eichstätt (3:3) hat der Landesligist am vergangenen Wochenende bereits sein drittes Testspiel auf dem Kunstrasenplatz „Schottenau“ in Eichstätt ausgetragen. Auf dem Spielfeld nahe VfB-Stadion und Uni-Bibliothek traf die Truppe von Trainer Markus Vierke und dessen „Co“ Michael Seitz auf den FC Ehekirchen und feierte dabei einen späten 3:2-Erfolg. Es handelte sich um eine interessante Standortbestimmung zweier Landesligisten. „Ein richtig guter Test“, wie Vierke findet. Vergangene Saison trafen Weißenburg und Ehekirchen noch in der Südwest-Gruppe direkt aufeinander. Nun spielt der TSV 1860 wieder in seiner angestammten Nordost-Gruppe und überwintert mit 28 Punkten auf Rang zwölf. Ehekirchen hatte vergangenen Sommer nach der Vizemeisterschaft und dem in der Relegation knapp verpassten Aufstieg mehrere namhafte Abgänge und steht aktuell in der Landesliga Südwest mit 32 Punkten auf Rang sieben.
Führung durch Philipp Schwarz
Nun trafen sich beide Teams in der aktuellen Vorbereitungsphase in Eichstätt wieder. Weißenburg ging durch einen herrlichen Freistoß des wiedergenesenen Philipp Schwarz nach zwölf Minuten mit 1:0 in Führung, versäumte es anschließend allerdings, bei etlichen guten Möglichkeiten den Vorsprung auszubauen. Dabei war auch etwas Pech im Spiel, denn die TSVler trafen zweimal Aluminium. Noch vor der Pause drehte Ehekirchen das Match. Zunächst bestrafte Michael Belousow einen Abwehrfehler mit dem 1:1 (33. Minute). Kurz vor dem Halbzeitpfiff durch Schiedsrichter Christian Schunke verwandelte dann Michael Panknin einen Freistoß zum 2:1 für den FC.
Der in Treuchtlingen lebende Panknin (34) bildet zusammen mit Simon Schröttle (31) das Spielertrainer-Duo in Ehekirchen. Beide hören zum Saisonende allerdings auf – ebenso wie Markus Vierke (42) in Weißenburg. Bei Ehekirchen spielt mit Markus Müller (23) noch ein weiterer Treuchtlinger, sodass es im Testspiel gegen Weißenburg auch ein Wiedersehen mit vielen alten Bekannten gab.
Doch zurück zur Partie und zu deren zweiter Halbzeit. Die Führung für die Oberbayern hatte bis zur Schlussphase Bestand, obwohl die Mittelfranken trotz einiger Wechsel weiter munter nach vorne spielten und auch die besseren Chancen hatten. Der TSV 1860 wurde dann schließlich noch belohnt und drehte mit einem Doppelschlag kurz vor Schluss das Spiel. Zunächst gelang dem eingewechselten Youngster Alexander Morgenroth das 2:2 in der 88. Minute und nur eine Zeigerumdrehung später vollendete Daniel Hofrichter zum 3:2-Siegtreffer (89.) vor rund 70 Zuschauern. Der späte Erfolg ließ die Weißenburger mit einem guten Gefühl vom Feld gehen. „Ich denke, wir haben mehr als verdient gewonnen“, stellte Trainer Markus Vierke fest. „Das war sehr ansehnlich, wir sind sowohl mit der Spielweise als auch mit den Chancen und dem Ergebnis sehr zufrieden.“ Im Gegensatz zu den vorangegangenen Partien gegen die Bayernligisten Nördlingen und Eichstätt war diesmal ein Sieg das klare Ziel gegen einen ebenbürtigen Landesligisten. „Wir wollten offensiver und mit mehr Ballbesitz agieren – das ist uns gelungen“, bilanzierte Vierke.
Er und sein Team mussten auf Max Pfann verzichten, der sich gegen den VfB eine Oberschenkel-Verletzung zugezogen hat. Bei dem Stürmer droht ein längerer Ausfall, was die Trainer Vierke und Seitz natürlich bedauern. Ebenfalls nicht im Einsatz waren die angeschlagenen Noah Schneider und Philipp Meier, die in der neuen Woche aber schon zurückkehren sollten.
Auf nach Schalke
Beide werden auch mit auf Reisen gehen, denn von Donnerstag bis Sonntag, 15. bis 18. Februar, steht ein Trainingslager in Gelsenkirchen auf dem Weißenburger Plan. Fünf Trainingseinheiten sind dort geplant, zudem ein Besuch beim Schalker Zweitliga-Heimspiel am 17. Februar gegen Wehen-Wiesbaden. Vermittelt hat den Aufenthalt Torhüter Jonas Herter über seine verwandtschaftlichen Kontakte. Für das Training in Gelsenkirchen steht ein Kunstrasenplatz zur Verfügung, womit wir wieder beim Zauberwort wären. Ohne diese Möglichkeit hätte der TSV 1860 bislang wohl noch kein einziges Testspiel gehabt. „Es geht fast nicht anders um diese Jahreszeit“, sagt Trainer Vierke, wohlwissend, dass die Belastung für die Spieler auf diesem Untergrund größer ist und sich auch die Kosten für die Platzmiete (und obendrein noch für die Schiedsrichter) ordentlich summieren. Dennoch ist für den Coach die Variante Kunstrasen „einfach eine sichere Nummer“ in der Wintervorbereitung. Der Aufwand nach Eichstätt zu fahren, sei ebenfalls akzeptabel. Gelsenkirchen ist da schon viel weiter entfernt, doch bei einem Trainingslager geht es natürlich auch um den Teamgeist, der neben dem sportlichen Aspekt eine wichtige Rolle spielt. Denn zum Punktspielstart am Samstag, 2. März, beim VfR Katschenreuth wollen die Weißenburger optimal vorbereitet sein, um dann im Frühjahr den erneuten Klassenerhalt zu schaffen.

TSV 1860 Weißenburg: Roth, Jäger, Johannes Meyer, Leibhard, Schnitzlein, Hofrichter, Häßler, Schwarz, Renner, Koszorus, Ochsenkiel (eingewechselt: Tietze, Lehner, Ljiko, Morgenroth, Virduzzo).