Nicht schon wieder sagten die enttäuschten Gesichter der TSV-Handballer, blickte man nach dem Spiel gegen den TSV Rothenburg 2 auf dem Spielfeld um. Die zwei Niederlage in Folge mit einem Treffer Unterschied und die dritte äußerst knappe insgesamt. Mit etwas mehr Glück würden die Sechziger im Tabellenmittelfeld stehen, so nehmen sie mit aktuell 4:14 Punkten den vorletzten Platz in der Bezirksoberliga Mittelfranken ein. Am sehr frühen Samstagnachmittag brach man zum Duell der Reichsstädte nach Rothenburg auf. Doch nicht zu Käthe Wolfahrts Weihnachtswelt oder zum romantischen Altstadt- und Stadtmauerrundgang ging die Reise, zwei Punkte im Abstiegskampf waren das Ziel des Teams um Trainerin Sigi Rudat. Personell wird es allerdings langsam eng für den Aufsteiger aus Weißenburg, bei dem nun nicht mehr nur Lucas Schmidt, sondern auch Kapitän Daniel Wokon längerfristig ausfallen wird, nachdem er sich bei der knappen Niederlage in der Vorwoche am Knie verletzte. Dass damit nicht nur die vier dicksten Oberarme der BOL, also der Bizepsoberliga, sondern auch zwei Abwehrbollwerke und die Personifikation von Wille und Motivation in der Mannschaft fehlen, wiegt natürlich schwer.
Mit dem verbleibenden Kader war man dennoch umso mehr bereit, etwas Zählbares von der Tauber mitzubringen. War man jedoch pünktlich zum Anwurf in der Halle hatte man sehr schnell das Gefühl, dass das dieses Vorhaben genauso unmöglich war, wie einen Glühwein für unter 5€ in Rothenburgs Altstadt zu erhalten. Ganze 10 Minuten und 5 Sekunden dauerte es, bis Jakob Winkler den Ball das erste Mal – per Siebenmeter – im Rothenburger Gehäuse unterbringen konnte. Bis dahin hatte der Gastgeber bereits vier Mal getroffen und Weißenburg ebenso viele frei Torchancen frei vergeben. Egal ob frei vom Kreis, im Gegenstoß oder per Strafwurf, alle Würfe parierte der in der Anfangsphase überragende Torhüter Rothenburgs. Generell war die Angriffsleistung zu Beginn unbeschreiblich schwach und man traute sich in keine Eins-gegen-Eins-Situation und stand viel zu nah an der Abwehr. Dass die Sechziger dann doch irgendwie ins Spiel kamen lag einerseits an einem deutlich besser geordnetem Angriffs- und Abwehrverhalten, andererseits auch am Gegner, der schnell nachließ und vielleicht viel zu früh einen Haken an die Partie machte. Sechs Tore innerhalb von sechs Minuten ließen das Spiel wieder komplett offen sein, 6:6 lautete der Zwischenstand nach 16 Minuten. Mit einem Zwischenspurt zum 11:8 aus Heimsicht hatte sich der TSV Rothenburg wieder abgesetzt, doch die Weißenburger waren heute zumindest kämpferisch besser. Während die Gastgeber noch mit sich und den Schiedsrichtern haderten hatten Brechtelsbauer, Hellmich und Winkler zum 12:12 egalisiert. Dass es zur Halbzeit dann doch 14:12 für Rothenburg stand, war zwar ärgerlich, aufgrund des völlig verpatzten Beginns aber absolut im Rahmen.


Der Vorsprung der Gastgeber sollte sowieso nicht lange halten, denn nach der Pause markierte Hannes Kürpik direkt zwei Tore binnen 40 Sekunden, Johannes Brechtelsbauer erledigte sogar die erste Führung für die Sechziger, 15:16 nach 34 Minuten. Nun ging es hin und her, die Führung wechselte häufig, doch absetzen konnte sich keiner der Kontrahenten. Ein 21:19 nach 46 Minuten, mehrfacher Weißenburger Unterzahl geschuldet, drehten die Gäste zu einem 22:24 in Minute 53. Eine absolute Überraschung deutete sich an, hatte doch niemand erwartet, dass die verspätet in die Partie gestarteten Rudat-Jungs hier noch konkurrenzfähig werden würden. Ein erneutes Drama entwickelte sich, Rothenburg glich aus und ging in Front, Weißenburg glich aus. Der Heim-Keeper hielt einen Ball, Tobi Meierhuber im Sechziger-Kasten hielt einen Ball. Die letzten fünf Minuten waren an Spannung nicht zu toppen, doch wiedermal war das Glück nicht auf Seiten des TSV 1860. Zwei verpasste Großchancen und ein Gegentor später stand es 26:27 aus Weißenburger Sicht, und das Spiel war beendet. Eine erneute knappe Niederlage und erneut keine Punkte. Dabei war das Spiel der Sechziger zwar bestimmt nicht schön anzuschauen und möglicherweise sogar das schlechteste Saisonspiel, kämpferisch allerdings auf allerhöchstem BOL-Niveau und somit auch zu gewinnen. Wäre ohne die verpasste Anfangsphase und mit den beiden Verletzten mehr drin gewesen? Wir werden es nie erfahren.
Allerdings werden wir in zwei Wochen erfahren, wie es im Abenteuer Bezirksoberliga weitergeht. Am Samstag, dem 9. Dezember trifft man um 18:00 Uhr auf den bislang ungeschlagenen SC Schwabach. Einfacher wird es sicher nicht, aber was ist schon einfach in der BOL.

Spielverlauf: 4:0, 6:6, 11:8, 12:12, 14:12 Halbzeit – 14:14, 16:17, 21:19, 22:24, 25:24, 27:26 Ende

Strafwürfe: TSV Rothenburg 2 7/7; TSV Weißenburg 7/6
Zeitstrafen: TSV Rothenburg 2 2 Minuten; TSV Weißenburg 10 Minuten

Für den TSV 1860 spielten: Tobias Meierhuber, Alexander Symader, Fritz Rudat (alle Tor), Sebastian Rudat 3, Markus Hellmich 1, Benedikt Sommerer 1, Florian Beierlein, Tim Lukas 2, Johannes Brechtelsbauer 6, Jakob Winkler 7/6, Lukas Krach 3 und Hannes Kürpik 3.